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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
28.03.2011 | Freizeitparks | Kolumnen

Raucherinseln – der neue Marketinggag


Dass auch Freizeitparks in gewissem Maße Zeitgeisterscheinungen unterliegen, dürfte kaum bezweifelt werden. Und so war es auch nur eine Frage der Zeit, bis die schon seit Jahren andauernden Anti-Raucher-Kampagnen auch in den deutschen Traumwelten Einzug gehalten haben. Während ein Rauchverbot in Restaurants durchaus sinnvoll ist und von vielen Rauchern auch begrüßt wird, schwappt jedoch auch langsam aber sicher die amerikanische Unsitte der Raucherinseln im Freien nach Deutschland.

Inzwischen gibt es nämlich hierzulande auch einige Freizeitparks, die auf ihren Parkplänen spezielle Bereiche zum Tabakgenuss eingezeichnet haben. Die einzige Frage, die sich mir stellt, ist: Wozu eigentlich? Ist es der stinkende Qualm, vor dem man die Besucher schützen will? Wohl kaum, da dieselben Gäste, die sich vielleicht darüber beschweren, nur wenige Monate später bei den Winteröffnungen zahlreicher Parks mit wachsender Begeisterung vor Lagerfeuer und brennenden Tonnen stehen, gegen deren Geruch der Zigarettenrauch fast schon parfumartig erscheint. Gilt es, kleine Kinder vor den vermeintlich giftigen Stoffen zu schützen, welche die Luft durch das Rauchen belasten? Es bleibt zu vermuten, dass der Nachwuchs abends beim Marsch über den voll besetzten Parkplatz weitaus mehr Schadstoffe durch abfahrende Autos inhaliert als den ganzen Tag über im Beisein von Rauchern. Warum also kommen Betreiber von Freizeitparks auf die Idee, das Rauchen im Freien einschränken zu wollen? Zum einen ist es natürlich ein Marketinggag, mit dem man sich das Etikett der Familienfreundlichkeit auf die Stirn kleben kann – ein Image, mit dem die meisten Parks ohnehin gerne kokettieren. Zum anderen dürfte dies auch ganz praktische Gründe haben: Raucher verursachen Kosten. Es müssen Aschenbecher aufgestellt werden, und auch die Gehwege sind mit Kippen gesäumt, deren Beseitigung natürlich Geld kostet. Hier könnte man natürlich einwerfen, dass die Verunstaltungen durch beispielsweise Kaugummis weitaus langlebiger sind und deren Beseitigung ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Kostenapparat für einen Freizeitpark sind – aber die Ächtung von Chewing-Gum-Kids ist hierzulande noch nicht so weit fortgeschritten wie zum Beispiel in Asien und findet noch keine mehrheitliche Akzeptanz in der Gesellschaft.

Erschreckend auch die Inkonsequenz, mit der manche Freizeitparks dieses Problem angehen: anstatt im gesamten Park ein komplettes Rauchverbot zu verhängen, gewährt man Hintertürchen, um den immer noch recht hohen Anteil an Rauchern bei den Freizeitparkbesuchern nicht komplett zu verprellen. Einen Rückgang der zahlenden Gäste kann und will sich kein Park erlauben – zu groß ist die Konkurrenz am Markt. Vor allem Nichtrauchern wird hier eine trügerische Sicherheit vorgetäuscht: man verbietet nichts, man bittet darum, nur in den ausgewiesenen Zonen zu rauchen. Eine Bitte hingegen kann jeder ausschlagen. Leidtragende dürften vor allem die Mitarbeiter sein, wenn es darum geht, unvermeidliche Diskussionen zwischen rauchenden und nicht rauchenden Parkgästen über die Verbindlichkeit solcher Bitten zu schlichten.

In Disneyland Paris gibt es auch solche Raucherzonen – mit dem Ergebnis, dass es wirklich niemanden kümmert. Weder die Raucher, noch die Mitarbeiter – wobei das Durchsetzen eines Verbots gerade in Frankreich vermutlich ein nicht von Erfolg gekröntes Unterfangen sein dürfte. Versuche des Europa-Park, auf den Außenterrassen der Imbisse ein Rauchverbot durchzusetzen, scheiterte offensichtlich auch am Widerstand der (vermutlich französischen) Besucher – zumindest wurde es innerhalb weniger Wochen wieder aufgehoben.

Raucherinseln sind unsinnig, stören das Gemeinschaftsgefühl bei gemischten Gruppen und sind neben Gangster-Rap und Reality-Shows ein weiterer Import aus den USA, den eigentlich kein Mensch braucht, zumal deren Durchsetzung für Störungen im Parkbetrieb sorgen kann. Rauchverbote in Restaurants, geschlossenen Imbissen oder Warteschlangen sind völlig ausreichend und nachvollziehbar – hier verbringen alle Gäste schließlich auch den größten Teil der Zeit bei einem Parkbesuch. Alles andere ist nichts weiter als ein Sturm im Wasserglas...

Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

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