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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
12.04.2010 | Freizeitparks | Magazin

Coney Island - eine amerikanische Legende, Teil 2


Man mag es kaum glauben, aber die Fahrgeschäfte der organisierten Vergnügungsparks auf Coney Island machten nur ein Viertel aller betriebenen Fahrattraktionen aus. Dicht an dicht schossen die Parks einer nach dem anderen aus dem Boden, jeder hatte seine ganz spezielle Attraktion und sein besonderes Werbekonzept, um möglichst viele der zahlreichen Besucher von Coney Island auf das eigene Gelände zu locken. Die meisten dieser Parks hatten nur eine kurze Lebensdauer, oft bedeuteten Brände das Aus für die Betreiber. Trotzdem haben sie die Landschaft und vor allem den unvergleichlichen Charme dieser Insel geprägt und verdienen daher besondere Beachtung.

Sea Lion Park

Den ersten Vergnügungspark auf Coney Island gründete 1895 Kapitän Paul Boyton, zugleich der Erfinder des Schwimmanzugs. Der Sea Lion Park beherbergte einen Wasserzirkus, in dem Boyton mit den für den Park namensgebenden Seelöwen um die Wette schwamm. Berühmt war auch die Wildwasserbahn "Shoot-the-Chutes", sowie "Loop the Loop", die erste Achterbahn der Welt mit Looping. Die wenigen Wagemutigen, die sich in diese Loopingbahn wagten, dessen Wagen nur durch Zentrifugalkraft in den Schienen gehalten wurden, erlitten häufig ein Schleudertrauma. Trotz der Beliebtheit des Parks blieben die Besucher zunehmend aus, da Boyton nicht jährlich für neue Sensationen sorgen konnte. Finanziell bereits angeschlagen bedeutete die verregnete Saison 1902 das Ende für den Sea Lion Park. Die Anlage musste schließlich an die Konkurrenz vermietet werden – die Attraktionen wurden einfach in den eigenen Park integriert.
Steeplechase Park

Schon 1897 war George C. Tilyou dem Trend gefolgt und hatte einen eigenen Vergnügungspark auf Coney Island errichtet. Die erste Sensation des Steeplechase Parks war ein Riesenrad, das Tilyou zuvor auf der Weltausstellung in Chicago zum ersten Mal gesehen hatte und auf Coney Island nachbauen wollte. Zusätzlich wurden andere kleinere Attraktionen gebaut, unter anderem ein mechanisches Pferderennen bestehend aus sechs parallel verlaufenden Eisenschienen mit reitbaren Holzpferden, dem der Park auch seinen Namen verdankt. 1907 wurde der Steeplechase Park durch einen Großbrand fast vollständig zerstört, Auslöser war eine achtlos weggeworfene Zigarette. Der Wiederaufbau erfolgte innerhalb eines Jahres und ermöglichte Neuheiten wie den "Pavilion of Fun", eine überdachte Halle aus Stahl. Vor dem Wetter geschützt konnten die Besucher in dieser Halle mit diversen Karussells fahren und ungewöhnliches wie eine "Würstchenmaschine" bestaunen.

Auch außerhalb des Pavillons gab es mit der Zeit Neuerungen, so kamen unter anderem ein Autoscooter, eine Achterbahn und ein Schwimmbad hinzu. Nach einem weiteren Brand 1939 war Platz für eines der bis heute bestehenden Wahrzeichen von Coney Island – den "Parachute Jump". Erstmals gezeigt auf der New Yorker Weltausstellung kam der 80 Meter hohe Turm mit seiner Fallschirmsprungsimulation 1941 in den Steeplechase Park. Schon bald darauf setzte aber der schleichende Niedergang der Anlage ein.

Streitereien in der Betreiberfamilie, fehlende neue Attraktionen und zunehmende Unfallzahlen wegen schlechter Wartung führten dazu, dass immer weniger Besucher kamen und der Park 1964 geschlossen werden musste. Der Investor Fred Trump (kein geringerer als der Vater von Donald Trump) übernahm das Gelände, verkaufte die Fahrgeschäfte und ließ die Gebäude abreißen. Auch der Parachute Jump sollte verschwinden, doch sein Abbruch erwies sich als zu kostspielig, daher blieb er bis heute auf Coney Island stehen.

Lunapark

Die Begründer des Lunaparks waren Frederic Thompson und Elmer Dundy, die ihr Handwerk im Steeplechase Park gelernt hatten. Diesen hatten sie 1903 verlassen, um ihren eigenen Vergnügungspark zu errichten. Ihre Hauptattraktion war die "Reise zum Mond", die zuvor ein Exponat der Weltausstellung in Buffalo gewesen war. Der Name des Parks stammte aber nicht, wie man meinen könnte, von dieser Raumschiff-Themenfahrt, sondern von Dundys Schwester, die ebenfalls Luna hieß.

Das breit gefächerte Angebot und ständig wechselnde Attraktionen zeichnete den Lunapark aus. Zum einen gab es die vom Sea Lion Park übernommene Wildwasserbahn "Shoot-the-Chutes", man konnte auf dressierten Elefanten reiten oder durch eine Lagunenstadt spazieren. Außerdem gab es einen "Elektroturm" mit über 1200 Giebeln und Türmchen, die von 250.000 Glühbirnen in verschiedenen Farben beleuchtet werden konnten. Im Gegensatz zu den Konkurrenten wurden im Lunapark die Fahrgeschäfte regelmäßig erneuert oder komplett ersetzt, sobald sie sich nicht mehr trugen. Nur "Shoot-the-Chutes" und der "Elektroturm" blieben bis zum Ende erhalten. Der Erfolg war wenige Jahre nach dem plötzlichen Tod Dundys 1907 vorbei. Sein Partner Thompson hatte nicht das richtige Gespür für die Finanzen, verschuldete den Park immer mehr und musste ihn schließlich 1912 an eine Investorengruppe verkaufen.

Weil wirksame Innovationen ausblieben und die Konkurrenz durch Kinofilme zunahm, musste 1933 und 1939 Konkurs angemeldet werden. Ein letzter Versuch, die Fläche attraktiv zu gestalten, bestand darin, dass einige Ausstellungsstücke der New Yorker Weltausstellung von 1939/40 in das Parkgelände gebracht wurden. Der Kriegseintritt der USA 1941 behinderte das Vorhaben und ein Großbrand im August 1944, der zwei Drittel des Parks zerstörte, bedeutete schließlich das endgültige Aus des Lunaparks. Eine Immobilienfirma übernahm das Gelände und ließ dort Wohnhochhäuser bauen.

Lesen Sie hier den ersten Teil über die Geschichte von Coney Island.

Lesen Sie in ein paar Tagen in Teil 3, welche Parks es noch auf Coney Island gab...

© parkscout/LG, Bilder: Prelinger Archives