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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
08.04.2010 | Freizeitparks | Magazin

Coney Island - eine amerikanische Legende, Teil 1


Die Insel Coney Island hat eine bewegte Vergangenheit. Im Süden Brooklyns gelegen war sie jahrzehntelang ein beliebtes Ausflugsziel für die New Yorker Bevölkerung, aber mit der Zeit ging es mit ihr immer weiter bergab. Entweder ging den Investoren das Geld aus oder ein Großteil der Attraktionen wurde durch Brände zerstört, mit so verheerenden Folgen, dass sich ein Wiederaufbau meist nicht lohnte.

Nur einige wenige Fahrgeschäfte haben bis heute inmitten von Brachland überlebt. Jetzt will die Stadt New York mit einem neuen Projekt bis zum Sommer 2010 einen 11 Hektar großen Vergnügungspark aufbauen, der mit 23 neuen Attraktionen wieder mehr Besucher auf die einst so beliebte Insel locken soll, auch wenn Anwohner befürchten, dass der Flair von Coney Island dabei verloren geht.

Schon im 19. Jahrhundert war die Insel mit dem schönen Strand direkt am Atlantik ein gut besuchter Badeort. Aber trotz der zunächst noblen Ausrichtung mit edlen Hotels und eher reicheren Besuchern entwickelte sich auf Coney Island zunehmend ein zwielichtiges Milieu, in dem Geschäftsmänner ihre krummen Geschäfte abwickelten. Dazu kamen Glücksspiel und Prostitution. Das änderte sich erst 1846, als es sich durch eine günstige Schiffsverbindung auch die Mittelschicht leisten konnte nach Coney Island zu fahren und für dieses Klientel neue Badehäuser entstanden. Eines von ihnen, das "Haus an der Brandung", war das erste mit einem Ausschank für bayrisches Bier. Im Ostteil der Insel wurden für die dort lebende wohlhabende Bevölkerung dagegen Nobelhotels gebaut, die teilweise zu den größten Hotels der USA gehörten. Mit dem Bau von drei Pferderennbahnen von 1879 bis 1886 nahm Coney Island an Attraktivität weiter zu, viele versuchten ihr Glück bei Pferdewetten. Bis 1905 gab es um die 100 Buchmacher, die an einem Renntag bis zu 40.000 Wettbegeisterte versorgten. Allerdings mussten bis 1910 sämtliche Rennbahnen geschlossen werden, weil auf Druck der Kirche Pferdewetten verboten worden waren. Dadurch kamen deutlich weniger vermögende Gäste auf die Insel, was viele der Nobelhotels zur Aufgabe zwang.

Durch die ausbleibenden vornehmen Gäste entwickelte sich vor allem der Westteil von Coney Island weiter zu einem von Alkohol, Prostitution und Glücksspiel geprägten Gebiet. Der Ruf des schönen Seebades war ruiniert. Zeitgleich setzte aber mit dem Bau der ersten Fahrgeschäfte eine andere Entwicklung ein. Es gab Achterbahnen, Schießbuden, Zirkuszelte und später ganze Vergnügungsparks, die vor allem der Zerstreuung der Mittelschicht dienten. Viele dieser Fahrgeschäfte waren aufgekaufte Attraktionen von Weltausstellungen. Neben den Fahrgeschäften öffneten Tanzlokale und Restaurants. In einem soll angeblich der inzwischen weltweit beliebte "Hot Dog" erfunden worden sein.

Ein zerstörerisches Phänomen von Coney Island wurde vielen Restaurants, Hotels und teils auch ganzen Vergnügungsparks zum Verhängnis. Die Kombination aus engen Straßen, vorwiegend aus Holz errichteten Bauten und Küstenwind waren ideale Bedingungen für eine schnelle Ausbreitung von Bränden. Die Feuerwehr kam in den engen Gassen kaum voran und deswegen meist zu spät, um die Flammen noch rechtzeitig zu stoppen. Außerdem kam es vor, dass Wasserleitungen illegal angezapft wurden und so der Wasserdruck viel zu niedrig war um das Feuer erfolgreich bekämpfen zu können. Erst 1923 wurden die Straßen erweitert, indem viele der Gebäude abgerissen wurden. Auch die Hydranten wurden erneuert und eine Hochdruckleitung gelegt, nachdem es 1932 einen weiteren Großbrand gegeben hatte.

Mit dem Anschluss von Coney Island an das U-Bahnnetz nahm der Besucherstrom weiter zu. Waren es um 1900 noch durchschnittlich um die 100.000 Besucher pro Tag, kamen 1920 ungefähr eine Million. Da sich die meisten aber gerade die 5 Cent für die Fahrt leisten konnten, verdienten an ihnen weder die Restaurants noch die kostenpflichtigen Strandbäder. Der einzige öffentliche Strand war daher trotz 12.000 Kabinen hoffnungslos überfüllt.

Neben den Fahrgeschäften und Schießbuden konnten die zahlreichen Besucher auch exotische Tiere bewundern. Im "Kongress der großartigsten lebenden Kuriositäten" wurden zudem deformierte Menschen zur Schau gestellt, die entweder besonders klein, groß oder dick waren. Berühmt war auch die "Halbdame Violetta", die ohne Gliedmaßen zur Welt gekommen war.

Die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg sorgten dafür, dass viele Vergnügungsparks schließen mussten. An ihrer Stelle entstanden in den 1960er Jahren große Wohnblöcke mit Sozialwohnungen, vor allem im Westteil der Insel. Die neuen Anwohner waren meist Arbeitslose. Vandalismus und vermehrte Straßenkriminalität verschlechterten den Ruf von Coney Island zunehmend – die Besucher blieben aus und die letzten Vergnügungsparks mussten aufgeben. Zu dieser Zeit setzte der endgültige Verfall der Insel ein. Ruinen und Brachland prägen bis heute das Bild. Dagegen unternehmen wollte niemand etwas, teilweise wurde der Verfall sogar bewusst geduldet, denn einen Abriss war den meisten zu kostspielig und es gab keine neuen Investoren, die Coney Island wieder aufbauen wollten.

Einzig der schöne Badestrand lockte weiter Besucher an. Zwischen Wohnblöcken, Einkaufszentren und Möbelhäusern erhebt sich heute aus einer Ruinenlandschaft nur noch ein einziger Vergnügungspark, zu dem eines der Wahrzeichen New Yorks gehört, das von Weitem sichtbare Riesenrad "Wonder Wheel". In diesem Panorama stehen außerdem der "Parachute Jump", ein von der New Yorker Weltausstellung 1941 übernommener Turm, der einen Fallschirmsprung simuliert, und der "Cyclone", eine Holzachterbahn, die bereits seit 1927 auf Coney Island steht und 1991 zu einem "Nationalen historischen Wahrzeichen" ernannt wurde.

Andere wichtige Sehenswürdigkeiten auf Coney Island sind das New York Aquarium und der KeySpan Park. Das 1957 erbaute Aquarium beherbergt neben 350 verschiedenen Meerestierarten auch das weltweit einzige bekannte schwule Pinguinpaar. Das Baseballstadion KeySpan Park im Schatten des "Parachute Jump" bietet 7500 Besuchern Platz, gelegentlich werden dort auch Rockkonzerte veranstaltet.

Lesen Sie nächste Woche in Teil 2, welche verschiedenen Parks es auf Coney Island gab...

© parkscout/LG, Bilder: Prelinger Archives