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30.03.2017 | Magazin | Zoos und Tierparks

Interview: Der TerraZoo in Rheinberg


Die Geschichte des TerraZoo in Rheinberg geht zurück auf den Offsetdrucker, Schriftsetzer und Kommunikationwirt Daniel Kahlen, der aufgrund seines Faibles für Reptilien im Jahre 1996 mit der Unterstützung seiner Familie und seiner Freunde im Keller einer Schachtanlage in Moers einen kleinen Reptilienzoo aufbaute. Trotz finanzieller Engpässe zog er nur fünf Jahre später in eine größere Halle mit Außengelände, Führungsräumen für Schulklassen, einem Labor und einer Quarantänestation nach Rheinberg, um dort ein mittlerweile anerkanntes zoologisches Institut zu realisieren, für das die feuchten Kellerräume in Moers nicht den geeigneten Rahmen boten.

Eines der zahlreichen Terrarien

Aufgrund fehlender Gewinne, gleichzeitig hoher Schulden bei den Bankinstituten und trotz der Umwandlung des Zoos in eine gemeinnützige Gesellschaft konnte die Insolvenz im Jahre 2010 und die anschließende Zwangsversteigerung nicht mehr abgewendet werden. Im Dezember 2010 übernahm Uwe Ringelhan, Betreiber einer Reptilien-Auffangstation im hessischen Sontra, den TerraZoo in Rheinberg – für einen Kaufpreis von 430.000 Euro. Daniel Kahlen selbst erlebte diesen Schritt nicht mehr – er verstarb im Juli 2010 an Herzversagen im Alter von nur 47 Jahren. Seine Ideologie hingegen, nämlich Reptilien den Menschen in Form von Infotainment näher zu bringen, wurde in den folgenden Jahren konsequent weitergeführt.

Es gibt heute im TerraZoo Rheinberg rund zweistündige Führungen, die aus einem theoretischen Teil, bei dem die Besucher interessante Informationen über Spinnen, Schlangen oder Echsen unterhaltsam vermittelt bekommen, und einem praktischen Teil, wo die Gäste in direktem Kontakt mit diesen Tieren kommen können, bestehen. Auch das Angebot "Tierpfleger für einen Tag" ist für Reptilienfreunde hochinteressant, da hier wesentliche Informationen in der Praxis vermittelt werden. Dazu gibt es zusätzliche Sonderveranstaltungen wie beispielsweise eine "Photonight", wo verschiedene Tiere bei geöffneten Terrarienscheiben fotografiert werden können, oder Events zu Halloween oder anlässlich des Karnevals.

Wir hatten bei einem Besuch die Gelegenheit, uns mit Bernhard Marschalkowski, Tierpfleger im TerraZoo, über die Haltung von Reptilien zu unterhalten.

Parkscout: Können Sie uns zunächst einmal ein paar Eckdaten nennen: Wieviele Mitarbeiter und wieviele Tiere hat der TerraZoo?

Bernhard Marschalkowski: Aktuell haben wir 12 Mitarbeiter, darunter drei Tierpfleger. Was die tierärztliche Versorgung angeht, arbeiten wir eng mit Dr. Martin Scheffler aus Oberhausen zusammen. Es ist gar nicht so einfach, einen Tierarzt zu finden, der sich zum Beispiel auch mit Giftschlangen auskennt. Was die Anzahl der Tiere bei uns angeht, kann ich dazu leider keine exakten Angaben machen, die sie einer ständigen Fluktuation unterliegt: Wir sind nämlich auch offizielle Auffangstation für Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Hessen und nehmen jedes Jahr etwa 3.500 Tiere auf, etwa die Hälfte davon Gefahrentiere.

Getarnte Schlange

Parkscout: Welche Zielgruppe soll mit dem TerraZoo angesprochen werden?

Bernhard Marschalkowski: Unsere Zielgruppen sind ganz unterschiedlich. An Wochentagen haben wir morgens natürlich viele Schulklassen und Kindergärten. Die Abendveranstaltungen mit Fotoworkshops oder Fachvorträgen richten sich primär an Erwachsene. Außerdem werden bei uns auch oft und gerne Kindergeburtstage gefeiert.

Parkscout: Können Sie uns etwas über die laufenden Kosten sagen? Der Stromverbrauch bei beheizten Terrarien dürfte ja sicherlich alles andere als niedrig sein ...

Bernhard Marschalkowski: Die jährlichen Energiekosten belaufen sich alleine schon auf etwa 30.000 Euro. Bei den Futterkosten kommt es auf die Anzahl der vorhandenen Tiere an, so dass diese aufgrund der Schwankungen unseres Bestandes stark variieren. Man muss aber auch deutlich sagen, dass die laufenden Kosten nicht von den reinen Eintrittspreisen finanziert werden können. Deswegen geben wir auch zum Beispiel Schulungen von Behörden im Umgang mit gefährlichen Tieren. Insgesamt wird alles finanziert durch eine Kombination aus Zoo, Schulungs-Zentrum und Auffangstation.

Parkscout: Warum gibt es eigentlich keine weitgehende Thematisierung der Räumlichkeiten?

Bernhard Marschalkowski: Eine Thematisierung im Sinne von konkreten geographischen Themenbereichen ist bei uns einfach nicht möglich, da wir beispielsweise nicht im voraus wissen, welche beschlagnahmten Tiere zu uns kommen.

Parkscout: Wie sehen Sie die private Haltung von Reptilien – auch von gefährlichen?

Chamäleon

Bernhard Marschalkowski: Ich bin schon dafür, aber ich denke auch, dass das neue Gefahrtiergesetz nicht ausreichend durchdacht wurde. Die Verbote führen zu nichts. Europäische Reptilien oder asiatische Kobras sind geschützt und müssen dementsprechend auch gemeldet werden. Andere Tiere, die nicht unter Schutz stehen, wie zum Beispiel Klapperschlangen, sind hingegen nicht wirklich kontrollierbar. Ich würde es eher begrüßen, wenn jeder, der sich mit Reptilien beschäftigt, einen Sachkundenachweis gemäß Paragraph 11 des Tierschutzgesetzes ablegen und bei Gefahrtieren sogar eine Schulung mit anschließender Prüfung des GTSZ machen müsste. Wer die Theorie bestanden hat, kann auch in der Praxis mit den Tieren umgehen. Wir hatten erst vor kurzem den Fall, dass ich in Osnabrück eine Klapperschlange einfangen musste, weil sich niemand vor Ort als qualifiziert geoutet hat. Wenn es dort Experten gäbe, die über das GTSZ registriert wären, wüsste man sofort, an wen man sich in einem solchen Fall vor Ort oder in der Nähe wenden könnte.

Parkscout: Können Sie schon etwas über zukünftige Planungen des TerraZoo verraten?

Bernhard Marschalkowski: An den Standorten Rheinberg und Sontra haben wir eine Gesamtfläche von 2.600 Quadratmetern. Wir werden die Außengelände ausbauen, um ein wenig vom reinen Konzept-Zoo wegzukommen. Geplant sind beispielsweise Geier, Erdmännchen oder auch Fischotter. Auch ein kleiner Affenpark und eine Aligatorenanlage sind zur Zeit in der Diskussion.

© parkscout/MV

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