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16.11.2025 | Magazin | Musicals und Shows

GOP Variete: Playback 2.0


Anfang November feierte im GOP Variete Essen eine neue Show ihre Premiere im Pott und geht damit gleichzeitig auf der anderen Seite zurück zu ihren Wurzeln. Bereits im Jahre 2022 sorgte "Playback", so der Titel der außergewöhnlichen Produktion, für Begeisterungsstürme in den GOP-Variete-Theatern des Landes – und die Weltpremiere fand seinerzeit im Essener Haus statt. Nun also gibt es eine Neuauflage der Erfolgs-Show, und man muss ganz klar sagen, dass die zweite Variante eine konsequente Weiterentwicklung der ursprünglichen Idee ist.

"Vogue" © GOP Varieté

Dabei geht es im wesentlichen um das Prinzip des "Lip Sync", einer interessanten Variation moderner Popkultur, die nicht zuletzt Dank TikTok zu einem Massenphänomen geworden ist, und die hier als Eckpfeiler eines rund zweistündigen Programms dient. Den Zuschauer erwartet also eine grandiose Symbiose aus bekannten Pop-Songs und Artisten, die ihre Nummern mit lippensynchronem "Gesang" begleiten – daher auch der Name des Programms. Dieses erhöht natürlich den ohnehin schon eindrucksvollen Schwierigkeitsgrad der Acts noch einmal deutlich, da sich die Akteure nicht nur – wie sonst üblich – auf ihre körperlichen Bewegungen, sondern auch noch auf das Timing des Gesangs konzentrieren müssen.

Freddie Mercury in Essen

Hatte die erste "Playback"-Show aus dem Jahre 2022 durchaus noch ein paar Längen und auch kleinere konzeptionelle Schwächen, zündet man nun unter der Regie von Simon-James Reynolds den Turbo. Dabei hat der Australier schon auf der Bühne selbst mehr als genug zu tun: Als exzentrischer Paradiesvogel stolziert er auf High Heels über die Bühne, wirbelt zusammen mit den beiden Tänzerinnen Vlada Dapper und Yulia Girda als Showgirl-Trio zu verschiedensten Pop-Hits und zeigt am Aerial Pole auch sein hohes artistisches Können. Und wenn er schließlich als Reinkarnation von Freddie Mercury mit Röckchen, Perücke und Staubsauger zu den Klängen von "I Want to Break Free" hinter dem Vorhang erscheint, merkt man, wieviel Spaß der Zeremonienmeister des gesungenen Wahnsinns auch selbst an "Playback" hat.

"I Want to Break Free" © GOP Varieté

Ebenso spielfreudig zeigt sich der Amerikaner Daniel Sullivan, der nicht nur als Kontrahent für diverse spielerische Duelle mit Simon-James dient, sondern eine Hula-Hoop-Nummer der Extraklasse zeigt. Dabei wirbelt er mit Leuchtfarbe versehene Reifen um seinen bis auf eine Badehose entkleideten Körper, die dann entsprechende Spuren hinterlassen und mit Schwarzlicht ein wirklich tolles Bild abgeben. Außerdem agiert er noch mit Reifen, in welche LEDs eingebaut sind, die durch die Bewegungen verschiedene Bilder in die Luft zaubern und kann mit einer sehr schnellen River-Dance-Einlage überzeugen. Insbesondere die Chemie zwischen ihm und Simon-James funktioniert wirklich perfekt – wenn beide gleichzeitig auf der Bühne stehen und versuchen, sich gegenseitig die Show zu stehlen, ist das schon ganz große Unterhaltung. Chapeau!

Thunderstruck

Der Brasilianer Rian Rodriguez präsentiert zum einen eine gleichermaßen kraftvolle wie anmutige Equilibristik-Nummer und zum anderen einen wirklich atemberaubenden Strapaten-Act, bei dem er wie AC/DC-Gitarrist Angus Young als Irrwisch zu den Klängen von "Thunderstruck" durch die Luft schwingt und dabei vor Anspannung fast schon zu zerreißen droht. Dies gilt im übrigen auch für die Französin Margot Bullmann, die zum Song "Zombie" von den Cranberries in einem Cyr wirklich spektakuläre Artistik präsentiert. Die Zerrissenheit von Sängerin Dolores O’Riordan in diesem berühmten Protestsong wird hier visuell und auch emotional gekonnt unterstützt – eine tolle Darbietung mit Gänsehaut-Garantie!

Impressionen von Playback


Spielerisch wird es bei der Nummer des Kanadiers Martin Regouffre, der seine Diabolos mühelos in die Luft katapultiert, um sie in der nächsten Sekunde wieder aufzufangen und mit ihnen physikalisch eigentlich kaum mögliche Tricks zu vollführen. Nicht nur, dass seine Bewegungen dabei unglaublich leicht und elegant wirken, sieht man ihm die Konzentration auch keine Sekunde lang an, während er seine Diabolos zu den Klängen der Beatles umherwirbeln lässt und dabei den lässigen Gesichtsausdruck von Paul McCartney wunderbar trifft.

Daniel Sullivan © GOP Varieté

Zauberhaft wird es bei Dalma Contreras aus Argentinien, die zu Celine Dions "It‘s All Coming Back To Me" Seifenblasen in allen erdenklichen Größen und Formen entstehen lässt. Leider ist die Wahl des Songs hier etwas problembehaftet, da dieser Welthit inzwischen bei manchem Zuschauer als Signature-Musik des Magier-Comedy-Duos Siegfried & Joy bekannt sein dürfte, was dem Act leider etwas von der Magie nimmt, die er eigentlich verdient hätte. Wer sich davon frei machen kann, erwartet auf jeden Fall ein bunt-glitzerndes Kaleidoskop auf der Bühne, in dem sich Dalma Contreras singend und tanzend wie einst Alice im Wunderland bewegt.

A Little Bit of ...

Noch einmal so richtig atemberaubend wird es schließlich bei dem kubanischen Duo "Skating Phoenix", das zum Lou-Bega-Hit "Mambo No. 5" den schieren Wahnsinn auf Rollschuhen zelebriert. Die Geschwindigkeit, mit der Yordani seine Partnerin Sirenia dabei durch die Luft schleudert, ist wahrlich nichts für schwache Nerven. Es gibt viele Nummern dieser Art, aber was die beiden hier zeigen, ist schon auf absolutem Weltklasse-Niveau. Dass sie ganz nebenbei auch noch eine zweite Nummer in Form einer Jonglage mit Keulen, Bällen oder auch Hüten zeigen, beweist einmal mehr die herausragende Qualität des Duos.

Skating Phoenix © GOP Varieté

Und als wären all diese artistischen Meisterleistungen nicht genug, wird "Playback"" auch immer aufgelockert durch humorvolle Lip-Sync-Einlagen, kleine Gags und vor allem auch schwungvolle Tanznummern, bei denen ausnahmslos alle Mitwirkenden teilnehmen. Hier wird Baywatch auf die Schippe genommen, Shirin Davids Sommerhit "Bauch, Beine, Po" in gleich zwei tollen Versionen zelebriert, und selbst Helene Fischer-Fans kommen nicht zu kurz. Die rund zwei Stunden vergehen wie im Flug und die Mischung aus Glamour, Artistik, Comedy und einfach schrägem Gute-Laune-Wahnsinn sorgt für Begeisterung beim Publikum. Die Neuauflage von "Playback" gehört ganz definitiv zum Besten, was jemals auf den Bühnen der GOP-Varietes zu sehen war und schreit förmlich nach einer dritten Neuauflage!

© parkscout/MV