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04.09.2018 | Magazin | Freizeitparks

Halloween - Geschichte und Mythos


Legendenbildungen sind eine der seltsamsten Formen menschlicher Kommunikation – ob es nun angeblich einen Versuch gegeben haben soll, einen Pudel in einer Mikrowelle zu trocknen, oder das Gerücht, daß Winston Churchill auf einer Damentoilette zur Welt gekommen sei. Ähnlich verhält es sich wohl mit den Irrungen und Wirrungen der Geschichte von Halloween.

Halloween Horror im Movie Park

Keltische Druiden glaubten, dass der Gott Samhain in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November den Toten gestattete, noch einmal auf die Erde zurückzukehren. Die Lebenden, die sich vor dem Besuch der oftmals nicht ganz so freiwillig verstorbenen Anverwandten fürchteten, schützten sich mit kleinen Opfergaben und verkleideten sich, um von den Toten nicht erkannt zu werden. So weit, so gut. Aber was hat dies nun mit Halloween zu tun? Wenn man dem Volkskundler Prof. Gerndt von der Universität München glauben darf, ist die Antwort relativ simpel: Höchstwahrscheinlich nichts. Bis heute gibt es keinerlei historischen oder archäologischen Hinweise darauf, dass es in vorchristlicher Zeit in dieser Nacht irgendwelche heidnischen Totenkulte gegeben hat. Vielmehr handelte es sich dabei wohl um eine völlig normale Feier zum Ausklang des Sommers nach der letzten Ernte. Dass Halloween also auf einem keltischen Totenkult basiert, gehört zu den vielen "Urban Legends", die sich im Laufe der Jahrzehnte in den Köpfen der Menschen zu manifestieren haben scheinen.

Wo aber ist dann der Ursprung von Halloween zu finden. Aufschlussreich ist hier der Name des Festes (eine Abwandlung von "Allhallows Eve"), der nichts anderes aussagt, dass es sich hierbei um den Abend vor Allerheiligen handelt, dem christlichen Gedenktag der verstorbenen Heiligen. Das Datum dieses Tages (1. November) wurde von der katholischen Kirche im 9. Jahrhundert festgelegt und ist eine Überschneidung mit dem damals am 31. Oktober vor allem in Irland praktizierten Samhain-Festes, das wie bereits erwähnt keineswegs den Charakter eines Totenkultes hatte.

Irische Einwanderer

Der Weg vom christlich motivierten Einläuten von Allerheiligen und Allerseeligen zum heute verbreiteten Spuk-Event läßt sich wissenschaftlich kaum rekonstruieren. Fakt ist nur, dass sich im Laufe der Zeit in Irland eine Legende gebildet hat, die von einem Trinker namens Jack o'Lantern erzählt, der mit einer Rüben-Laterne bis zum Jüngsten Gericht zwischen Himmel und Hölle umherwandeln muss. Die irischen Einwanderer waren es demzufolge wohl auch, die das Halloween-Fest im 19. Jahrhundert in die USA gebracht haben, wo es recht schnell kommerzialisiert wurde. Da es in Irland bereits lange Zeit Brauch war, zu Allerheiligen aus Rüben Laternen zu schnitzen, schwappte auch diese Tradition schnell nach Amerika hinein – nur daß man dort statt kleiner Rüben gleich große, mächtige Kürbisse verwendete. Der Grund dafür, daß diese Laternen an gruselige Fratzen erinnern, ist in der Geschichte des Jack o'Lantern zu finden.

Europa-Park © Parkteam AG

War Halloween am Anfang des 20. Jahrhunderts noch ein eher "erwachsenes" Fest, hatten im Laufe der Zeit immer mehr Kinder Spaß daran, sich unheimlich zu kostümieren und ihre Nachbarn damit zu erschrecken. Die Tradition, an Halloween Süßigkeiten einzufordern (das berühmte "Trick or Treat") steht dabei übrigens in keinerlei Zusammenhang mit heidnischen Opfergaben, sondern ist vielmehr zurückzuführen auf den britischen Brauch, an Allerheiligen sogenannte "Seelenkuchen" zu erheischen und als Dank dafür Gebete für die Seelen der Verstorbenen zu sprechen.

Halloween wurde im Laufe des letzten Jahrhunderts immer populärer in den USA und hielt nicht nur Einzug in das gesellschaftliche Leben, sondern wurde auch oft und gerne in Büchern und Filmen thematisiert, zum Beispiel in dem bekannten Disney-Kurzfilm "Trick or Treat", bei dem die Hexe Hazel Tick, Trick und Track dabei hilft, ihren Onkel zu erschrecken oder bei dem John-Carpenter-Klassiker "Halloween", der sicherlich stark zum modernen Erscheinungsbild des Spukfests beigetragen hat.

Rückkehr nach Europa

Spätestens seit dem Einläuten des neuen Jahrtausends ist Halloween auch in Europa zu einer festen Größe im Kalender geworden und kehrt wieder dahin zurück, wo seine eigentlichen Wurzeln liegen. Nicht nur Freizeitparks haben den Gruselspaß als willkommenen Abschluss der Hauptsaison entdeckt, überall findet man inzwischen auch Halloween-Parties und spezielle Events – der Kürbiskult boomt!

Allerdings bleibt auch festzuhalten, dass nicht alle den Vormarsch von Halloween in Deutschland begrüßen. Einige konservative christliche Verbände sehen darin eine Idealisierung der bösen Mächte, die nicht zuletzt auf unzureichende Kenntnisse über den angeblich heidnischen Ursprung des Festes beruht. Denn obwohl inzwischen die Kirchen selbst über die eigentlich christliche Wurzel von Halloween zu informieren versuchen, hält sich die Mär vom Totenkult hartnäckig, was sicherlich nicht zuletzt darin begründet ist, dass okkulte Vereinigungen sich früher Halloween zu eigen gemacht haben. Deswegen nun aber gleich das eigentlich völlig harmlose Kürbis-Happening per se mit dem Teufel in Verbindung zu bringen, wäre ziemlich unsinnig und entbehrt jeglicher historischer Grundlage.

© parkscout/MV