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15.03.2013 | Kolumnen | Freizeitparks

Lego nur für Kinder


Stellen Sie sich vor, Sie buchen bei einem namhaften Reiseanbieter einen All-Inclusive-Urlaub auf den Malediven, und vor Ort erzählt Ihnen dann der Barkeeper, dass er Ihnen leider keine Cola mehr ausschenken darf, da beschlossen wurde, die koffeinhaltige Limonade nur noch an Kinder auszuschenken.

So oder ähnlich dürften sich wohl die Besitzer einer Merlin-Jahreskarte vorkommen, bei deren Kauf der Eintritt in die beiden Legoland Discovery Centre in Berlin und Oberhausen beworben und inkludiert wurde. Der englische Betreiber zahlreicher Ausflugsziele in Deutschland hat nämlich still und leise die Eintrittsbedingungen für die Indoorparks in der Art und Weise durchgesetzt, dass es Erwachsenen nicht mehr gestattet ist, ein Legoland Discovery Centre ohne ein Kind zu besuchen. Der Hinweis darauf wird auf den Homepages der Centres auch alles andere als prominent platziert – man findet ihn als letzten Satz in den Randnotizen zu den Eintrittspreisen. Dass diese Aktion von Merlin Entertainments gerade bei den aktuellen Jahreskarteninhabern, für die der Eintritt in die Lego-Indoorparks einen nicht ungewichtigen Grund für den Kauf gewesen sein mag, nicht gerade auf Gegenliebe stößt, scheint verständlich.

Bizarres Bild vom Besucher

Aber jenseits des Ärgers über diese Änderungen der Regeln ist mir nicht ganz klar, worauf das ganze abzielen soll. Die Erklärung, einen sichereren Ort für den Nachwuchs zu schaffen, indem man Erwachsenengruppen ohne Kinder aussperrt, könnte unsinniger kaum sein. Ganz abgesehen davon, dass man sich fragen muss, welches bizarre Bild Merlin Entertainments von seinen kinderlosen Kunden zu haben scheint: Wer beim Besuch kriminelle Hintergedanken haben mag, wird sich kaum davon abhalten lassen, sich ab sofort als "netter Onkel" oder "nette Tante" einzuschleusen. Und was ist mit den anderen Destinationen des Unternehmens? Gibt es demnächst einen Maschendrahtzaun um die Spielplätze im Heide-Park mit Zugangskontrolle nur für Kinder? Wird das Verbot ausgeweitet auf das Legoland in Günzburg - schließlich könnten erwachsene Einzeltäter auch dort ihr Unwesen treiben? Nein! Damit wird eine Sicherheit vorgetäuscht, die in keinster Weise gewährleistet werden kann und als schlechter Marketing-Gag abgetan werden könnte, wenn es da nicht noch ein anderes Problem gäbe …

Erwachsene als Zielgruppe

Bausätze von Lego sind bekanntermaßen ein teures Vergnügen. Jenseits von Lego Friends, Duplo oder anderen Sets, die sich eindeutig an eine junge Klientel richten, gibt es auch zahlreiche Sets, die weit über 200 Euro kosten und ganz eindeutig eine erwachsene Zielgruppe haben. Nicht umsonst erzielen diverse Bausätze, die nicht mehr hergestellt werden, auf dem Sekundärmarkt mehrere tausend Euro – eine nicht unwichtige Entwicklung für die Hersteller der bunten Kunststoffsteine, die mit sinkenden Verkaufszahlen zu kämpfen haben. Videospiele stehen auf der Beliebtheitsskala der Kinder schon lange höher als Lego, erwachsene Kunden werden immer wichtiger für das Unternehmen in Dänemark. Dass hier nun gerade diese Käuferschicht ausgeschlossen wird, wenn sie aus den verschiedensten Gründen ohne Begleitung eines Kindes vor den Toren steht, dürfte eigentlich kaum im Sinne von Lego sein.

Zu bedauern sind die armen Angestellten, die den aufgebrachten Jahreskarteninhabern oder Kunden mit im Internet gekauften Karten, die den leicht zu übersehenden Hinweis nicht gelesen haben, erklären müssen, warum sie nach einer langen Anreise keinen Zutritt mehr bekommen. Ob diese neue Politik langfristig durchgehalten werden kann, wird sich noch zeigen müssen – denn wenn die Besucherzahlen spürbar zurückgehen, ist es sicherlich auch mit der neu entdeckten Sicherheitsliebe für Kinder schnell wieder vorbei. Ob die verlorenen Kunden dann hingegen so schnell wiederkommen, steht auf einem anderen Blatt ...


Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

© parkscout/MV