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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
18.08.2006 | Freizeitparks | Kolumnen

Vester vs. Herre Folge 2: Batman – La Fuga


Immer freitags nahmen sich Mike Vester und Tim Herre eine Attraktion vor und "beschrieben" sie auf ihre gewohnt liebenswerte Art und Weise. Und das Beste daran: Sie, liebe Leser, durften sich für die Meinung eines der Kontrahenten entscheiden und auch Ihre Meinung dazu kund tun.

Tipp: Weitere Folgen sowie ältere Kolumnenbeiträge unserer Redakteure finden Sie  hier



Folge 2
Batman - La Fuga

Batman - La Fuga, eine Achterbahn aus der Edelschmiede B&M mit 5 Inversionen (zwei Loops, zwei Corcscrews, eine Zero-G Roll). Einer der vielen Clone von "Batman - The Ride" aus dem amerikanischen Park "Six Flags Great America".

Mike Vester meint:

 

Tim Herre meint:

Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß einige hartgesottene Achterbahnfans auch Gefallen an einem zünftigen Sado-Maso-Studio haben dürften. Anders ist die Begeisterung einiger Freaks für den Inverted Coaster "Batman - La Fuga" in der spanischen Warner-Dependance kaum zu erklären. Sicherlich verfügt die Bahn über ein nettes Layout, aber die vorhandenen G-Kräfte lassen eine Fahrt mit der Fledermaus bei geschmeidigen 40 Grad in der spanischen Pampa eher zu einer Belastungsprobe von Kreislauf und allgemeinem Spaßempfinden werden. Wo sich der deutsche Michel noch hoffnungsfroh in den Sitz schmeißt, hat es sich bei den Einheimischen anscheinend schon längst herumgesprochen, daß selbst der klapperigste Vekoma-SLC weitaus angenehmer zu fahren ist.

Gut, bei Batman bekommt man zwar keine Ohrfeigen, aber dafür befindet sich hier schon nach kürzester Zeit jeder Tropfen Blut im Körper in den Zehenspitzen. Kollege Herre, der sich sonst schon bei dem leisesten Anflug von Rappeln einer Bahn echauffiert, hat offensichtlich Spaß an eingeschlafenen Füßen und leichten Blackouts – ich jedoch nenne das einfach nur eine moderne Form von Folter. Daß im Vergleich zu diesem Machwerk selbst bei brechend vollem Park die Wartezeiten an den Toiletten länger sind, müßte eigentlich Bände sprechen. Vielleicht wissen die Spanier aus Erfahrung einfach besser, was sie ihrem Körper bei hohen Temperaturen zumuten können oder wollen. Vielleicht bin ich schon zu alt für solche Beschleunigungskapriolen. Vielleicht ist es aber auch nur die Lust an Selbstkasteiung, die manche Leute immer wieder dazu treibt, ein paar Runden mit der Bahn zu drehen. Naja, ich kenne mich halt eher mit Achterbahnen aus und nicht mit Psychologie...
  Gleich nachdem der Godfather of Geriatrie aus Spanien zurückkehrte, klingelte mein Telefon. Am anderen Ende ein aufgebrachter Mike, der sich unter Zuhilfenahme zahlreicher Verbalinjurien über den B&M-Inverted-Coaster "Batman – La Fuga" ausließ. Wissend ob der hohen Qualität dieser vortrefflichen Bahn stutze ich: Was könnte der Duke of Demenz meinen? Die Antwort folgte auf dem Fuße: "Batman" war zu hart für Mike. Während der Fahrt hätte er ob der – seiner Meinung nach – hohen G-Kräfte mehrere Blackouts gehabt, berichtete mein Freund aus dem Bergischen Land. Tja, und? Als ob Kollege Vester dafür eine Achterbahnfahrt bräuchte. Klar, die Bahn ist sicherlich nichts für zart besaitete Gemüter, und wer damit nicht klarkommt, der dümpelt halt lieber bootsfahrenderweise an sich stoisch im Text wiederholenden Holzpuppen vorbei. Jedem das Seine – das nennt man dann wohl Zielgruppe. Wo ist also das Problem? Das Problem liegt mal wieder bei Mike: denn der will bis heute nicht einsehen, dass es an ihm selbst, seiner schlechten Ernährung, seinem Kettengerauche und seinem am Boden befindlichen Kreislauf liegt, dass ihm Batmans spanische Flucht nicht zusagt. Dummerweise spielen ihm bei seiner kühnen These, "Batman – La Fuga" sei "einfach zu hart" und "generell unfahrbar", die luschigen Spanier in die Hände, welche die Bahn bei ihren Parkbesuchen ja ebenfalls mit Nichtachtung strafen, während sie sich beim unsäglichen Woodie "Wild Wild West" im selben Park willfährig in eine 2-Stunden-Schlange einreihen. Das liegt aber am generellen Naturell der Spanier – schließlich ist der Original-Batman aus Six Flags Great America insgesamt acht Mal kopiert worden und überall sonst ein großer Erfolg. Mike hingegen ist schlicht und ergreifend nicht fit genug für diese großartige Bahn. Eine Bahn mit einem First Drop, der einem die Schuhe auszieht. Eine Bahn mit einem Auftakt bestehend aus Looping, Zer-G-Roll und einem zweiten Looping, der in punkto Intensität seines Gleichen sucht. Eine Bahn mit einem herrlich verknoteten Finale, das einen nicht mehr wissen lässt, wo oben, unten, links oder rechts ist. Millionen Parkbesucher fahren jedes Jahr mit einem der verschiedenen Batman-Clones. So schlecht kann die Bahn also nicht sein. Soll Herr Vester seinen Gehwagen halt woandershin schieben. Wen kümmert’s?



Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

Autoreninfo Tim Herre

Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.

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