OK

Cookies ermöglichen eine bestmögliche Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Mehr Infos


21.05.2012 | Magazin | Zoos und Tierparks

Der Zoo in Amnéville


Gorilla im Zoo Amnéville

Eigentlich ist die Ortschaft Amnéville in der lothringschen Provinz nicht der Rede wert. Wer als Ortsunkundiger auf der Suche nach dem Zoo von Amnéville durch die Innenstadt fährt, den beschleicht der Eindruck, dass die Stadt nicht besonders groß, nicht besonders schön und vor allem menschenleer ist.

In diesem verschlafenen Nest unweit der Großstadt Metz und der deutsch-französischen Grenze soll sich also eines der größten Freizeitkomplexe Frankreichs mit einem Zoo, Thermen, Skihalle, Kino, Aquarium, Casino und Dutzenden von Fresstempeln befinden? Folgt man aber der Beschilderung, geht es stadtauswärts in ein Waldgebiet und damit auch in eine andere Welt. Eine Art CentrO Oberhausen der Freizeitaktivitäten erstreckt sich über die Ausmaße einer Kleinstadt. Auto an Auto sucht sich seinen Weg zu den kostenfreien Parkplätzen, und die Menge verteilt sich schnell auf die Freizeitangebote, welche alle bequem zu Fuß zu erreichen sind.
Die Greifvogelvorführung

Den Zoo Amnéville gibt es ebenso wie die Thermen bereits seit 1986. Mit mehr als 500.000 Besuchern jährlich gehört der privat geführte Tierpark mit seinen über 2.000 Tieren auf einer Fläche von 16 Hektar zu den größten Zoos des Landes. Erreicht man den Eingang, überrascht erst einmal vor allem der Eintrittspreis! 30 EUR für Erwachsene und 24 EUR für Kinder bis 11 Jahre ist man in Deutschland auch von großen Zoos wie in Hannover, Gelsenkirchen oder Stuttgart nicht annähernd gewohnt. Da stellt sich unmittelbar die Frage, ob ein Zoobesuch in Amnéville den Eintrittspreis von mehr als 100 EUR für eine Familie mit zwei Kindern rechtfertigen kann?

Jeder, der schon häufiger größere Zoos besucht hat, wird der Versuchung widerstehen, sich eine zu schnelle Meinung zu bilden, sondern den Gesamteindruck abwarten. Viele Tierparks - auch in Deutschland - sind im Wandel, und die Erkenntnisse über artgerechte Haltung und der Interaktion zwischen Mensch und Tier hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren grundlegend geändert. War die Haltung in trostlosen Käfigen früher üblich, geht es mittlerweile in Richtung aufwändige naturgetreue Erlebnis- und Themenwelten, welche natürlich nicht von heute auf morgen finanziert und umgesetzt werden können. So haben auch die besten Zoos in Europa noch ihre Schwachstellen, die idealerweise aber mit den Jahren immer weniger werden.

Impressionen aus dem Zoo Amnéville



Betritt man den Zoo Amnéville, steht der Rundgang mit oder gegen den Uhrzeigersinn zur Auswahl. Wohl eher zufällig beginnen beide Wegführungen mit den deutlichen Schwachstellen des Zoos. Gegen den Uhrzeigersinn ist die Braunbärenanlage nicht sehr attraktiv und mit dem Uhrzeigersinn wirken die Gehege der Leoparden und schwarzen Pandas doch etwas beengt.

Highlights des Zoos

Ab hier ändert sich der Eindruck aber von Anlage zu Anlage: von sehenswert wie das 1997 erbaute Vivarium Tropical über großzügig wie die Orang-Utan-Anlage bis sensationell wie die berittene Greifvogelvorführung "Spectacle de fauconnerie à cheval" und vor allem das vor wenigen Wochen eröffnete Gorilla-Camp. Der im Stil einer Forschungsstation thematisierte Innen- und Außenbereich ermöglicht dem Besucher einen ungehinderten Blick auf die große Gorilla-Familie. Im Innenbereich wurde sogar eine Gruppe von Erdmännchen integriert. Das Schauspiel, wenn die Erdmännchen listig versuchen, den Gorillas ans Futter zu gehen, sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.

Sicher steht und fällt ein Zoobesuch zu einem Teil mit der Aktivität und Präsenz der Tiere, und unter diesem Gesichtspunkt ist ein Besuch an einem sonnigen, aber nicht zu warmen Frühlingstag keine schlechte Wahl. Aber vor allem die neueren Anlagen des Zoo Amnéville fördern die kleinen und großen Highlight auf unscheinbare, aber sehr effektive Weise. Nicht überall sieht man sonst ein übermütiges galoppierendes junges Nashorn, eine Nilpferdmutter mit ihrem Baby oder steht Auge in Auge mit den Eisbären. Die meisten Anlagen haben ausreichende Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere, bieten aber auch den Anreiz, sich den Besuchern zu zeigen. So ist auch die Eingangsfrage, ob ein Zoobesuch in Amnéville 30 EUR Eintritt kosten darf, objektiv nicht zu beantworten und muss von jedem selbst entschieden werden. Subjektiv aber ist der Zoo Amnéville bei gutem Wetter jeden Euro wert.

© parkscout/AB