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23.08.2017 | Magazin | Zoos und Tierparks

Erlebnis-Zoo Hannover: Verfahren eingestellt


Die Staatsanwaltschaft Hannover hat das von Peta initiierte Verfahren gegen den Zoo Hannover eingestellt. Wie die Behörde mitteilte, konnte nach Sichtung sämtlicher Unterlagen und des vollständigen Videomaterials kein Tatbestand der Tierquälerei festgestellt werden.

Elefantenfamilie beim Duschen © Erlebnis-Zoo Hannove

Der Zoo hatte die Vorwürfe von Anfang an bestritten. "Wir sind sehr froh, dass wir uns jetzt zu den Vorwürfen äußern und vieles richtigstellen können", erklärte Zoo-Geschäftsführer Andreas M. Casdorff in einer einberufenen Pressekonferenz. "Im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen wurden diesbezüglich bei unseren Elefanten weder Verletzungen noch Verstörungen oder ein Vermeidungsverhalten gegenüber den Pflegern festgestellt. Im Gegenteil, es wurde ein intensives Vertrauensverhältnis bestätigt", so Casdorff.

Im April 2017 hatte Peta Strafanzeige gestellt. Ihre Behauptung stützte die Organisation auf einzelne, aus dem Zusammenhang gerissene Videosequenzen, die sie nach eigener Aussage im September/Oktober 2016 gemacht hatte. Die sechs Monate alten Aufnahmen hatte Peta des Weiteren dem Magazin "Report Mainz" zukommen lassen. Am 4. April strahlte "Report Mainz" die zusammengeschnittenen Szenen aus. Zeitgleich startete Peta eine umfangreiche Kampagne gegen den Zoo. Behauptet wurde, in Hannover würden Elefantenbabys mit spitzen Elefantenhaken malträtiert und geschlagen, um Zirkus-Kunststücke vor dem Publikum aufzuführen und es damit "bei Laune zu halten". Als Erlebnis-Zoo werbe der Zoo mit Elefantenshows, um mehr Besucher anzulocken. Die Vorwürfe und Bilder lösten große Empörung aus, gegen Zoomitarbeiter wurden Morddrohungen ausgesprochen.

Von der Wirkung der zusammengeschnittenen Sequenzen sei auch der Zoo emotional betroffen gewesen, räumte Casdorff ein. Da die wenige Sekunden langen Sequenzen nur ein unvollständiges Bild zeigten, hatte der Zoo unverzüglich das vollständige, ungeschnittene Videomaterial bei Peta und "Report Mainz" erbeten. Darüber hinaus hatte der Zoo der Staatsanwaltschaft volle Kooperation bei den Ermittlungen zugesagt und auch, mit Hilfe externer Experten, noch einmal das gesamte Elefantenmanagement überprüft.

Der Zoo konnte das gesamte, rund fünfstündige Videomaterial erst Monate später im Rahmen des Ermittlungsverfahrens einsehen. Selbst die Staatsanwaltschaft erhielt das vollständige Material erst Mitte Juni. Statt der angeblich ständigen Drangsalierung mit Elefantenhaken sind über Stunden Szenen der Herde mit den Tierpflegern auf den Außenanlagen, nebst Training auch mit Streicheleinheiten und Belohnungen zu sehen. "Wir haben immer betont, auch gegenüber ‚Report Mainz‘, dass es bereits seit 2013 keine Elefantenshows mehr im Zoo Hannover gibt", so Casdorff. "Nirgendwo wird mit Elefantenshows geworben. Wir belustigen unsere Besucher nicht, sondern informieren sie bei der täglichen kommentierten Fütterung über die Biologie der Elefanten, ihre Bedrohung im Freiland, den Lebensraumverlust – und wie man beim Schutz der bedrohten Art helfen kann", stellte Casdorff klar.

Vollständiges Videomaterial entlastet Zoo

Die Intention von Peta, einen angeblichen Missstand aufzuklären, stellte Casdorff infrage. Anstatt die vermeintlich so schockierenden Verhältnisse in der Elefantenhaltung in Hannover sofort zu melden, habe Peta das Material erst ein halbes Jahr nach der Aufnahme vorgelegt, erklärte der Zoo-Geschäftsführer. Pünktlich zu Beginn der Sommersaison und passend zur Geburt der Elefantenjungtiere habe Peta eine hochemotionale Kampagne mit bewusst skandalisierenden Bildern und Falschaussagen gegen den Zoo und Elefantenhaltung im Allgemeinen gestartet. Betrachtet man die Szenen aus dem Peta-Videomaterial im Gesamtkontext, wird deutlich erkennbar, dass die Aneinanderreihung der kurzen Sequenzen beim Peta-Video und dem "Report Mainz" Beitrag eine manipulative Wirkung haben. "In voller Länge vermittelt das Videomaterial einen ganz anderen Eindruck", so Casdorff.

Zudem hat sich der Zoo in den vergangenen Wochen mit allen Aspekten seines Elefantenmanagements, von der Ausbildung der Mitarbeiter über die Trainingsinhalte bis zu den Arbeitsabläufen, kritisch auseinandergesetzt. So wurden sämtliche veterinärmedizinischen Unterlagen und Tagessprotokolle geprüft. "Wir schauen bei unseren Untersuchungen auch auf die zurückliegenden Jahre", so Casdorff. Daneben wurden externe Fachleute hinzugezogen: Professoren der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover hatten sich gleich nach Bekanntwerden der Vorwürfe ein Bild von der Herde gemacht. Elefanten-Experten des europäischen Zoodachverbandes EAZA waren vor Ort und haben sowohl die Herde als auch den Umgang der Pfleger mit den Tieren begutachtet.


"Wir sind durchaus selbstkritisch und haben bereits Veränderungen vorgenommen. Auch aus den Gesprächen mit der EAZA und Kollegen, die ebenfalls Elefanten halten, haben wir Anregungen übernommen", so Casdorff. Regelmäßige Fortbildungen der Mitarbeiter werden durch internationale Experten ergänzt, die Trainingspläne der Elefanten angepasst. Zukünftig wird es nur noch Übungen mit klarem tiermedizinischem, tierpflegerischem oder bildendem Hintergrund geben. Die Übungen zur Tierbeschäftigung, die möglicherweise beim Betrachter zu Missverständnissen führen, werden nicht mehr durchgeführt. Der Zoo hatte bereits im Rahmen seines im Februar 2015 vorgelegten "Masterplans 2025 " die Erweiterung der Elefantenanlage für 2019 beschlossen und ist seit Anfang dieses Jahres in der konkreten Bauplanung. Neben einer deutlich vergrößerten Außenanlage soll es voraussichtlich ab 2021 auch noch eine großzügige Laufhalle geben, die den Elefanten auch in der kühleren Jahreszeit viel Auslauf und Beschäftigung bietet. Alle anstehenden Umbaumaßnahmen werden so ausgeführt, dass zukünftig die Voraussetzungen für eine Haltung der Elefanten im "protected contact" gegeben sind.

"Wir haben eine schwere Zeit hinter uns – der Zoo und seine Mitarbeiter wurden beschimpft und bedroht und die Verunsicherung der Mitarbeiter war spürbar", so Geschäftsführer Andreas M. Casdorff. "Wir sind froh, dass der Sachverhalt nun geklärt ist." Ein besonderer Dank gehe an alle, die in der letzten Zeit hinter dem Zoo gestanden haben und in Briefen, Telefonaten und in Gesprächen vor Ort ihre Verbundenheit zum Zoo und seiner Arbeit deutlich zum Ausdruck gebracht haben, so Casdorff. "Unser Ziel ist es, Menschen für Tiere zu begeistern. Wir werden auch weiterhin alles daransetzen, über die Tiere hier im Zoo und die Situation im Freiland zu informieren und dauerhaft zum Erhalt der Arten beizutragen."

© Erlebnis-Zoo Hannover

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