Freitag, den 08.02.2013 | Dieser Beitrag ist in den Rubriken Gärten und Pressemeldungen zu finden.
Kamelien erblühen in der Wilhelma

In ihrer Heimat Ostasien gehört die Kamelie zu den ältesten Kulturpflanzen. Hier galt sie als Symbol für Freundschaft und Harmonie und spielte bei Hof- sowie Teezeremonien eine wichtige Rolle. Ab dem 16. Jahrhundert brachten sie portugiesische Seefahrer, später dann die Briten nach Europa. Hier kam die Pflanze vor allem im 19. Jahrhundert ganz groß in Mode. Allerdings nur in hochwohlgeborenen Kreisen, andere konnten sich die teuren Ziergewächse "made" in Japan und China nicht leisten. Kunst, Musik und Literatur entdeckten den Zauber der asiatischen Blume ebenfalls für sich und ließen sie im Roman "Die Kameliendame" von Alexandre Dumas und in Guiseppe Verdis Oper "La Traviata" unsterblich werden.
Auch König Wilhelm I. von Württemberg erlag 1845 dem Charme der blühenden Exotinnen aus dem Land der aufgehenden Sonne. Er ließ sich von seinem Hofgärtner eigens 200 gut gewachsene Exemplare besorgen und auf dem Flussweg nach Cannstatt in die gerade entstehende Wilhelma schippern. Immerhin 25 dieser Ziersträucher haben hier bis heute überdauert, sind also über 165 Jahre alt. Die Besucher können sie leicht erkennen, denn die betagten Pflanzen überragen ihre jüngeren Artgenossinnen im Schaugewächshaus deutlich und besitzen kräftigere Stämme und Äste. Zwei der Prachtexemplare erwarten die vom Wintergarten kommenden Besucher gleich beim Eingang des Kamelienhauses. Einige der stattlichen Seniorinnen müssen inzwischen sogar tiefergelegt, also in Betonschächte gebettet werden, damit sie überhaupt noch ins Schauhaus passen. 150 Arten und Sorten umfasst der Hofstaat der Kamelien heute in der Wilhelma. Und während es draußen noch graupelt oder schneit, schwelgt drinnen jede auf ihre Art in weißen, roten, rosa- oder purpurfarbenen Blütenträumen. Wer mitträumen und dabei selbst ein wenig aufblühen möchte, der kann dies noch bis Ende Februar zum günstigen Wintertarif.
© Wilhelma Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart