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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
13.10.2011 | Freizeitparks | Kolumnen

Monstern will gelernt sein!


Für viele Freizeitparks ist der Oktober inzwischen zu einer zweiten Hauptsaison geworden – der Retter des verlorenen Herbst lautet schlicht und ergreifend "Halloween" - überall wird gemonstert, gespukt und erschreckt. Was jedoch sehr oft vergessen wird: die Akteure sind keine professionellen Darsteller, sondern Wurstfachverkäuferinnen vom Supermarkt um die Ecke, Mathematikstudenten im ersten Semester oder sogar auch Werbetexter, die in ihrer Freizeit Leute zum Wahnsinn treiben wollen.

Während gelernte Schauspieler selbst nach vielen Jahren Ausbildung nur leidlich gut ihren Job beherrschen (man schaue sich nur einmal die große Riege der unglaublich schlechten deutschen Schauspieler an, die durch die Kinos und Fernseher des Landes getrieben werden), und einem so manche Leistung von Amateurdarstellern in gescripteten Doku-Soaps die Zehennägel nach oben klappen lassen, erwarten einige Besucher bei den Halloween-Events gleich oscarreife Leistungen. Doch Lilian Trümmerfeld ist nun einmal nicht Liz Taylor, und auch Marvin Deppendorf kann man nicht mit Michael Douglas vergleichen. Halloween und Hollwood sind zwei verschiedene Paar Schuhe – zumindest in einem Land, in dem Menschen schon von Kindesbeinen eingetrichtert wird, dass Entertainment verpönt ist.

Natürlich gibt es auch bei den Halloween-Events immer wieder Erschrecker, die in ihrem Job aufgehen und die ihnen zugedachte Rolle sogar so gut ausfüllen, dass man beim nächsten Film von Til Schweiger wünscht, die Hauptrolle wäre besser an das Hobby-Monster gegangen. Doch eines sollte jedem Gast klar sein: Bei einer dreistelligen Anzahl an Halloween-Akteuren, wie sie durchaus in einigen Parks geboten wird, kann es nicht nur Goldene Palmen geben – auch Goldene Himbeeren sind nicht zu vermeiden. Und so lassen sich auch die unterschiedlichen Bewertungen der einzelnen Halloween-Veranstaltungen erklären: Wer bei seinem Besuch in den Mazes auf die motivierten Al Pacinos des Parks trifft, wird natürlich allen vorschwärmen, wie toll das ganze war, während Gäste, die eher auf lustlose Adam Sandlers gestoßen sind, nur in den negativsten Zügen über das Event berichten. Wobei der Focus hier klar auf "lustlos" liegt. Man kann einfach nicht erwarten, dass die Erschrecker ein schauspielerisches Glanzlicht nach dem anderen hinlegen – das schaffen auch Hollywood-Stars nicht. Was man hingegen durchaus bemängeln könnte, ist das offen zur Schau getragene Desinteresse am Gast, dem man hier und da durchaus begegnet und das einfach ärgerlich ist. Keine Frage: das Gehalt ähnelt mehr einer Aufwandsentschädigung, das stundenlange Ausharren bei Regen und Kälte ist kein Zuckerschlecken und auch das Benehmen einiger Besucher gegenüber den Darstellern ist eine bodenlose Frechheit. Trotzdem hat der Kunde einen nicht unerheblichen Betrag an den Kassen dafür bezahlt, dass man sich entsprechend um ihn kümmert – und da interessiert es ihn herzlich wenig, dass sich die Monster in einem Maze über die Checker unterhalten, die sie in der Gruppe vorher genervt haben.

Auch sollte man davon ausgehen, dass sich Erschrecker ein wenig Gedanken darüber machen, wie sie dem Gast genau das Blut in den Adern gefrieren lassen wollen. Erfolgsversprechende Konzepte sind zweifellos körperlich anstrengend, aber ein kleines Zucken und ein böser Blick ängstigen wohl nur die wenigsten. Dass bei so manchem Monster die Motivation schon nach dem ersten Abend einer Resignation gewichen ist, liegt wohl eher daran, dass viele Erschrecker mit einem völlig falschen Verständnis ihrer "Arbeit" an die Sache herangegangen sind und mit der Halloween-Realität nicht so gut umgehen können.

Doch auch die Parks selbst machen es Monstern und Besuchern schwerer als nötig. Wenn, wie am letzten Samstag im Movie Park, ein hochgewachsener junger Mann, der ganz offensichtlich so stramm ist wie eine Strandhaubitze, im Wartebereich einer Maze permanent unsinniges Zeugs brabbelt, sollte er gleich aus dem Park entfernt werden. Denn eines ist klar: Die Gruppe, mit der dieser 2-Promille-Depp durch die Maze läuft, wird keinen Spaß daran haben – angesichts der Volltrunkenheit eines Gastes halten sich die Monster zurück und sind froh, wenn der Gestank von schalem Bier wieder aus den engen Gängen gewichen ist. Letztendlich sind und bleiben Halloween-Events Veranstaltungen, die in erster Linie Spaß machen sollten. Und zwar dem Besucher und den Akteuren gleichermaßen. Dazu gehört ein vernünftiges Benehmen der Gäste gegenüber den Monstern genauso wie das Ziehen der Reißleine, wenn ein Erschrecker merkt, dass er dem bunten Treiben nicht gewachsen ist oder einfach keinen Spaß daran hat. Und letztendlich obliegt es natürlich auch dem Park selbst, seine Hobby-Darsteller so gut wie möglich auf ihre Rollen vorzubereiten. Wenn all diese Bedingungen erfüllt sind, wird es garantiert ein toller Abend für alle Beteiligten. Wenn nicht, wird der Besuch eines Halloween-Events zu einer Momentaufnahme, die aufgrund der unterschiedlichen Erlebnisse der Gäste immer auch zu unterschiedlichen Bewertungen führen wird.

Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

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