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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
11.01.2011 | Freizeitparks | Magazin

Blaue Schafe in der Wilhelma


Schafe müssen nicht immer weiß sein
Bislang weideten nur weiße Skudden auf dem Schaubauernhof, doch jetzt haben sich auch zwei "blaue" Vertreter dieser alten preußischen Schafrasse unter die Herde der Stuttgarter Wilhelma gemischt. Die beiden Neulinge sind aber nicht etwa in den Farbtopf gefallen – ihre Wollkleider zeigen lediglich einen ursprünglichen, fast verschwundenen Farbschlag der selten Nutztierrasse.

Schafe sind nicht unbedingt von Natur aus weiß. Weil aber die Tuchfärber die leichter zu färbende weiße Wolle stets bevorzugten, passten die Schafzüchter im Laufe der Zeit ihr Angebot der Nachfrage an. So auch bei den Skudden. Obwohl in deren ursprünglicher Heimat Ostpreußen und Masuren gerade blaue Vertreter einst sehr häufig vorkamen, ist diese Farbe heute nahezu verschwunden. Die zwei blauen Skudden, die seit Kurzem die kleine Herde im Streichelzoo bereichern, fand die Wilhelma bei einem Züchter in Nord-Württemberg, dessen 200-köpfige Herde noch alle bei Skudden möglichen Farbschläge aufweist: Weiß, Braun, Schwarz und eben auch Blau – das wir unserem Farbempfinden nach aber wohl eher als "Graublau" bezeichnen würden.

Erstmals namentlich erwähnt wurde die Skudde, die zur Gruppe der mischwolligen, kurzschwänzigen Heideschafe gehört, im Jahr 1884. Im 19. Jahrhundert war sie das Landschaf Ostpreußens schlechthin, denn sie ist widerstandsfähig, anspruchslos und fruchtbar. Dennoch fanden sich im Jahr 1945 nur noch 1000 Skudden in diesem Landstrich – und auch diese fielen schließlich den Nachkriegswirren zum Opfer. Somit galt die Schafrasse in ihrer alten Heimat als ausgestorben. Gesunken war ihr Stern als landwirtschaftliches Nutztier in der Nachkriegszeit wohl vor allem wegen ihres geringen Schlachtgewichts und der eher mäßigen Wollqualität. Nur dank einiger Hobbyschäfer und zoologischer Gärten überlebte die Rasse: Alle heutigen Skudden dürften auf eine kleine Herde zurückgehen, die der Münchener Tierpark Hellabrunn ab 1941 hielt. Erst in den 90er Jahren stieg das Interesse an den Skudden wieder: Zwar ist mit ihrer Wolle nach wie vor kein Staat zu machen, dafür gilt ihr mageres Fleisch bei Liebhabern mittlerweile als Delikatesse. Auch leisten die Heideschafe gute Dienste in der Landschaftspflege und in Streichelgehegen, zumal selbst die Böcke sehr friedlich sind. Skudden sind daher heute wieder in allen Bundesländern zu finden. Seit 1984 führt sie überdies ein eigener Zuchtverband als Herdbuchrasse in den Farbschlägen Weiß, Braun und Schwarz. Mit den blauen Vertretern bewahrt die Wilhelma nun nicht nur die Rasse selbst, sondern auch ein Stück ihrer Geschichte vor dem Vergessen. Und wer weiß: Wenn im Frühjahr die nächsten Lämmer kommen, werden sich vielleicht auch die blauen Farbtupfer in der nunmehr weiß-blauen Herde des Streichelzoos weiter vermehren.

© parkscout/Wilhelma

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