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02.10.2023 | Freizeitparks | Magazin

Horror Nights in Kernie's Familienpark


Im Jahre 1985 wurde der in den 1970er Jahren im allgemeinen Atomkraftrausch geplante "Schnelle Brüter" in Kalkar fertig gestellt, rund 3,6 Milliarden Euro hatte das Prestige-Objekt gekostet – eine der teuersten Bauruinen aller Zeiten in Deutschland. In Betrieb genommen wurde der Reaktor Dank des erbitterten Widerstandes der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen nie, die Brennelemente wurden nicht in den Kern gebracht und Radioaktivität gab es hier nie mehr als in einem Nadelwald in Südbayern. Doch was tun mit dem gesamten Komplex? Ein Abriss hätte weitere 75 Millionen Euro gekostet, was zwar angesichts des gesamten Investitionsvolumens immer noch Peanuts gewesen wären, aber auch gleichzeitig einer politischen Bankrotterklärung gleichgekommen wäre. Also wurde das gesamte Grundstück mit allen Gebäuden an einen Investor abgegeben und dort im Jahre 1995 unter dem Namen "Kernwasser Wunderland" ein Freizeitzentrum mit Hotel, Messegelände und Freizeitpark eröffnet.

Kühlturm in Kernie's Familienpark

Nach fast 30 Jahren wurde das inzwischen umbenannte Wunderland Kalkar, zu dem auch Kernie's Familienpark gehört, 2022 an die niederländische DeFabrique Holding verkauft, die mit einem Masterplan und neuen Konzepten den Freizeitpark am Niederrhein beleben möchte. Eines der ersten Resultate aus diesem Vorhaben sind nun die "Horror Nights Kalkar", die vom 6.10. bis zum 5.11.2023 für Horror im Kernkraftwerk sorgen sollen. Für diesen Zweck hat man einen Main Character erdacht, der mit seinem ikonischen Äußeren an eine Mischung aus Nosferatu und Slender Man erinnert: Den verrückten Wissenschaftler Ferdinand Pluton, der mit seinen Experimenten an Mitarbeitern und Besuchern nichts Gutes im Schilde führt.

Überzeugende Darsteller

Der Park spricht von drei Mazes, zwei Scare-Zones und einer Show sowie verschiedenen Attraktionen, die man während der Besuchs der Horror Nights zwischen 18 und 23 Uhr nutzen kann. Wir konnten am Eröffnungsabend viel Licht, aber auch viel Schatten sehen. Beginnen wir einmal mit der Eröffnungs-Show, die zwar nicht gerade durch ausgefeilte Effekte oder Kulissen glänzt, aber zumindest schon einen Vorgeschmack auf die darstellerischen Qualitäten der Akteure bietet – die sind nämlich ziemlich überzeugend. Allerdings waren es zumindest am Preview-Abend zu wenige. Viel zu wenige! Die Mazes selbst waren zwar personell ausreichend bestückt, aber auf den Straßen war hier einfach zu wenig los. Die Scare-Zones existieren dann auch tatsächlich eher auf dem Papier - weiße Planen mit Handabdrücken sollen den Bereich abstecken. Naja!

Ferdinand Pluton

Kommen wir zu den Mazes. Als erstes erwartete uns hier das "Labo", eine Art Labor im mexikanischen Wald, das hübsch gestaltet und mit viel Nebel im Inneren auch irgendwie atmosphärisch war. Seltsames Setting, aber trotzdem nett. Danach ging es dann zum "Albtraumdorf", das leider überhaupt nicht überzeugen konnte. Dies lag weniger an den wirklich extrem motivierten Mitarbeiterinnen, die mit ihrem Geschrei durchaus für einen Hörsturz sorgen könnten, sondern an der Kulisse. Das Open-Air-Maze liegt halt direkt am parkeigenen Hotel, wo etliche Besucher aus den hell erleuchteten Fenstern nach unten schauten und man an mehreren geöffneten Türen, die einen Blick auf die Küche des Gebäudes offenbarten, die Service-Mitarbeiter beobachten konnte. Wenn sich dieser Umstand nicht ändern lässt, muss man dies halt entweder in die Story und Bespielung einbauen oder halt einen anderen Ort für ein Maze auswählen. So war das ganze leider eher peinlich als überzeugend!

Rabiate Mitarbeiter

Das dritte Maze, der "Arbeitsraum" war schließlich das klare Highlight des Abends, da man hier in Gruppen von drei oder vier Leuten durch ein unterirdisches Tunnelsystem gehen muss – eine Art Kanalisation, die schließlich zum eigentlichen Arbeitsraum von Ferdinand Pluton führt. Dort warten dann schon die ersten Gestalten, die den Besucher auch körperlich durchaus fordernd in die Mangel nehmen - es kann sogar vorkommen, dass man hier auf eine Behandlungsliege verfrachtet wird. Wenn man es nicht mag, in einem Maze angefasst zu werden, ist man also ganz klar an der falschen Stelle. Wem dies nichts ausmacht, bekommt im Arbeitsraum ein durchaus ungewöhnliches Erlebnis geboten, das sich wohltuend vom sonstigen Halloween-Allerlei anderer Parks abgrenzt.

Ob es bis zum eigentlichen Start des Events am 6. Oktober noch Feintuning geben wird und man Kleinigkeiten verbessert, wissen wir natürlich nicht, aber es wäre zu hoffen. Das ganze Event hat durchaus Potential, aber dieses wurde am Preview-Tag an vielen Stellen noch nicht abgerufen. Details kann man sicherlich spontan noch ändern (Ferdinand Pluton sollte zum Beispiel keine Sneaker tragen, da diese Schuhe einfach nicht zum Rest seines Outfits passen), aber andere Dinge kann man sicherlich erst im nächsten Jahr ändern.

Impressionen der Horror Nights Kalkar


So ist zum Beispiel das gesamte Thema "Kernkraft" nicht so präsent wie es eigentlich sein müsste. Ein Mapping mit Reaktorunfall auf dem Kühlturm oder ein anderes Beleuchtungssystem für die Fahrgeschäfte in Anlehnung an Tschernobyl wären Dinge, die uns da spontan einfallen würden. Außerdem ist das Konzept in manchen Teilen auch nicht wirklich durchdacht. So ist der Eintritt zu den Horror Nights erst ab einem Alter von 16 Jahren freigegeben, während die am Abend dabei geöffneten Attraktionen mit Ausnahme des Star Flyers im Kühlturm zum überwiegenden Teil eher Kinderfahrgeschäfte sind, während Rides wie Achterbahn oder DiskO.Coaster geschlossen waren. Es wäre schön, wenn man aus den Erfahrungen lernen würde und die "Second Edition" der Horror Nights im kommenden Jahr entsprechend anpassen würde.

Alle weiteren Information zu den Öffnungszeiten und den Preisen findet Ihr unter www.wunderlandkalkar.eu.

© parkscout/MV