Mittwoch, den 09.05.2012 | Dieser Beitrag ist in den Rubriken Magazin und Musicals und Shows zu finden.
GOP Variete Essen: Spirit
Hakuna Matata Akrobats
Entsprechend schlicht kommt das Bühnenbild daher, hauptsächlich bestehend aus weißen Tüchern, auf die immer wieder Bilder von Finn Martin projeziert werden, der damit nicht nur integraler Bestandteil von "Spirit" ist, sondern wie ein Schutzheiliger über das Geschehen wacht. Die neue Produktion, die unter der Regie von Ulrich Thon entstanden ist, sei eine seiner Lieblings-Shows, so Peiniger vor dem Beginn - und nach dem Schlussapplaus mag man ihm auch durchaus zustimmen. Den Rahmen von "Spirit" bilden Texte von Rilke, die den Besucher in eine fremde Welt einladen – dunkle Silhouetten der Künstler bewegen sich als Schattenriss auf den Tüchern, während Wolfgang Stute und Hajo Hoffmann mit ihren Instrumenten ein Klanggemälde erzeugen, das teils rhythmisch, teils merkwürdig fremd und doch bekannt Räume aus Tönen schafft.


High-Speed Jojo
Während die langsam gleitenden Seifenblasen eine stoische Ruhe ausstrahlen, zeigt der japanische Künstler Yukki, mit welchem immens hohen Tempo Jojos durch die Luft wirbeln können. Die rasante Nummer wird von stimmungsvollem Schwarzlicht eingerahmt, die Jojos sind von innen beleuchtet und flitzen wie Glühwürmchen im Zeitraffer durch den Raum. Zu den Highlights gehört außerdem noch eine wunderschön poetische Luftring-Darbietung der 26-jährigen Deutschen Lena Gutschank, bei der auch Kontorsions-Elemente verarbeitet wurden, und die Antipoden-Nummer von Vanessa Alvarez, bei der sie nicht nur Schirme mit ihren Händen und Füßen balanciert, sondern auch eine Gitarre. Nicht vergessen sollte man natürlich auch das Duo Lynn & James aus China, die den Kampf der Geschlechter bei einer ausdrucksstarken Partnerakrobatik auf eine etwas andere Art und Weise darstellen.Impressionen aus "Spirit"


Außerdem muss noch erwähnt werden, dass es ein paar Comedy-Einlagen des Ukrainers Kotini Junior gibt – allerdings passen seine pantomimischen Clownereien nicht wirklich in das Gesamtkonzept von "Spirit" und wirken in ihrer Albernheit eher deplatziert zwischen Jazz und Rilke. Und auch wenn der 45jährige den Silbernen Clown in Monte Carlo bekommen hat: Manchmal ist weniger eben doch mehr!
Insgesamt ist "Spirit" ein sehr empfehlenswertes Programm, das aber aufgrund des Anspruchs polarisieren dürfte. Literarische Texte und Musik jenseits des Mainstreams sind vermutlich nicht jedermanns Sache – müssen es aber auch gar nicht sein. Die Show habe das Potential, seine Lieblingsshow zu werden, verkündete Matthias Peiniger noch in seiner Rede. Ob dies auch bei den Zuschauern gelungen ist, wird sich zeigen. Aber schon jetzt bleibt festzuhalten, dass es sicherlich eine der innovativsten und künstlerisch wertvollsten Produktionen ist, die bisher im Essener GOP Variete gezeigt wurden. Weitere Informationen zu den Showzeiten und den Eintrittspreisen unter www.variete.de.
© parkscout/MV