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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
18.05.2007 | Freizeitparks | Kolumnen

Herre sagt an... Geh nie ohne Hut!


Eine besonders amüsante Ausprägung der Abteilung "im eigenen Land ist der Prophet nichts wert" ist gerade im Heide-Park zu beobachten. Dort wurde jüngst Deutschlands erste Katapult-Achterbahn dem Publikum übergeben. Eigentlich ein Grund zur Freude für die versammelten Coaster-Fans, sollte man meinen. Doch weit gefehlt ...

Denn die in den unterschiedlichen Internet-Foren präsente Fan-Gemeinde hat so gut wie nichts als Spott und Häme für den neuen Coaster des Soltauer Vorzeigeparks übrig. Und warum? Ihm fehlt ein – ihrer Meinung nach – wichtiges Feature: der Hut. Der Top-Hat, um genau zu sein, stahlgewordenes Phallussymbol der Schweizer Achterbahnbauer von Intamin. Dieses Vertikalelement schmückt so ziemlich alle ihrer Abschuss-Bahnen. Im Heide-Park beschränkte man sich darauf, das Layout von Alton Towers’ "Rita – Queen of Speed" weitgehend zu kopieren, und ebendiese Königin der Geschwindigkeit kommt gänzlich ohne stählernen Turm aus, schmiegt sich stattdessen meist dicht an den Boden. Dies ist im englischen Staffordshire eine Konsequenz aus den dortigen Höhenbeschränkungen, extra dafür wurde "Rita" so entworfen. Diese Höhenbeschränkungen gibt es in der Heide nicht. Trotzdem hat man sich für die bewährte Streckenführung aus der Schublade des Schwesterparks entschieden. Und genau das treibt die undankbare Fan-Bagagge auf die Palme.

Ihrer Meinung nach ist ein Katapult-Coaster ohne Top-Hat nichts wert. Die Allianz der Enttäuschten erklärte "Desert Race" kurzerhand zum Coaster non grata. Die Tatsache, dass das Theming Heide-Park-typisch zur Eröffnung noch nicht wirklich fertig war, goss zusätzlich Öl ins Feuer der gefrusteten Vertikalfreunde. Und ein wenig kann man sie verstehen, schließlich sind in den vergangenen Jahren einige Großprojekte für den norddeutschen Großpark kolportiert worden, von denen schlussendlich keines verwirklicht wurde. Nach scheinbar geplatztem Giga-Coaster und in der Versenkung verschwundenem Aqua-Trax-Watercoaster mutet das kurze und knappe Wüstenrennen tatsächlich wie ein schwacher Trost an. Allerdings weiß ja auch keiner so genau, warum die anscheinend geplanten Bahnen heute nicht im Heideboden stehen, und erst recht weiß niemand aus der aufgebrachten Fan-Meute, ob den Park am Scheitern der Pläne überhaupt eine Schuld trifft – schließlich wurde auch der Heide-Park in letzter Zeit häufig von Anwohnerklagen bezüglich angeblich unzumutbarer Lärmbelästigung heim gesucht.

Lassen wir also mal die Kirche im Dorf: "Desert Race" ist am Ende des Tages eine veritable Coaster-Novität. Kein Park auf der Welt kann im 12-Monate-Rhythmus eine Attraktion vom Kaliber "Colossos" präsentieren – zumindest keiner mit mitteleuropäischem Eintrittspreis-Niveau. Und die Enttäuschung über die Heide-Park-Neuheit ist ja schließlich auch stark davon geprägt, dass neugierige Fans sich auf etwas Größeres gefreut hatten. Das muss zur logischen Konsequenz haben, dass die Parks auch in Zukunft noch dichter auf ihren Masterplänen hocken werden. Und dann sind die Fans auch wieder sauer. Coaster-Deutschland ist es einfach nichts recht zu machen.






Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Tim Herre

Tim Herre ist seit der Grundschulzeit absoluter Park- und Kirmesfan und in der deutschen Szene seit vielen Jahren eine feste Größe. In einschlägigen Freizeitpark-Foren ist Tim unter dem Pseudonym "The Knowledge" aktiv - und ebenso geliebt wie gehasst, geschätzt für sein Wissen und gefürchtet für seine spitze Feder. Dies wird noch zusätzlich durch die Tatsache aufgeladen, dass er nur selten gewillt scheint, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. International bekannt ist er durch seine Tätigkeit als freier Autor des Fachmagazins "Kirmes & Park Revue" und als Buchautor für die parkscout Freizeitführer "Freizeitparks in Europa". Im täglichen Leben ist der deutsche Repräsentant des "European Coaster Club" Texter und Konzepter bei einer großen Düsseldorfer Agentur.

© Parkscout TH