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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
03.01.2008 | Freizeitparks | Kolumnen

Bye Bye Panorama-Park?


Für die meisten Freizeitparks war 2007 ein Rekordjahr mit den höchsten Besucherzahlen seit langer Zeit. Überall konnte der Abschluß der Saison mit einem Gläschen Dom Perignon gebührend gefeiert werden. Überall? In einem kleinen Städtchen im Sauerland wurden im Panorama-Park anscheinend für immer die Lichter ausgemacht. Wie Ende Dezember durch die Westfalenpost bekannt gegeben wurde, hat sich der Betreiber, der französische Konzern Grevin & Cie, entschlossen, den Park abzustoßen. Wirklich gewundert hat es wohl niemanden, nach offiziellen Angaben fanden zuletzt nur noch rund 200.000 Besucher den Weg in den sympathischen Familienpark.

Was vielmehr verwundert ist die Frage, wie es geschehen konnte, daß einer der wichtigsten Parks in Nordrhein-Westfalen, der in früheren besseren Zeiten mehr als eine Million Gäste begrüßen durfte, so tief gefallen ist. Die Schuld nun alleine dem Noch-Betreiber Grevin in die Schuhe zu schieben, wäre vermutlich ungerecht – als der Konzern den Park vor einigen Jahren kaufte, war dieser ohnehin schon angeschlagen. Allerdings wird trotzdem an dieser Stelle ein Problem sehr deutlich: Freizeitparkketten, Konzerne und Investoren denken ökonomisch, im Vordergrund steht der Aktionär, der Renditen erwartet, und nicht Arbeitsplätze oder geschichtsträchtige Kultur. Der Rubel muß rollen, und wenn er dies wie im Fall Panorama-Park nicht so tut, wie man erhofft hat, wird der Stecker des Beatmungsgerätes schneller gezogen als ein entzündeter Weisheitszahn.

Hätte der Panorama-Park trotz der großen Schwierigkeiten gerettet werden können, wenn der Betreiber etwas mehr Mut zum Risiko und zu großen Finanzspritzen gehabt hätte? Hätte das Aus verhindert werden können, wenn man anstatt in ein völlig deplaziertes neues Konzept und in ein paar eher belanglose Kinderfahrgeschäfte in etwas Größeres investiert hätte? Hätte der Park vielleicht überlebt, wenn man, anstatt Kosten durch eine viel zu späte Öffnung im Mai zu sparen, im letztjährigen Besucherrekordmonat April nicht geschlossen gewesen wäre? Man weiß es nicht! Was aber recht sicher sein dürfte, ist, daß ein privater Betreiber alle Möglichkeiten voll ausgeschöpft hätte, weil es ihm eben nicht in erster Linie um Gewinne geht.

Natürlich muß auch ein Roland Mack bei der Leitung des Europa-Park an die Finanzen denken. Und auch Robert Löffelhardt, geschäftsführender Gesellschafter des Phantasialands, wird in seinem Arbeitszimmer kein Füllhorn stehen haben. Aber was diese Familienbetriebe von den konzernbetriebenen Freizeitparks unterscheidet, ist eine enge Verbundenheit der Geschäftsleitung mit dem Produkt und der damit gekoppelten Verantwortung. Für eine Familie Fischer ist ihr Erlebnispark Tripsdrill keine Cash-Cow, sondern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlich ihr "Baby", an das sie emotional gebunden sind und für das sie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln kämpfen werden.

Wenn man sich die europäische Freizeitparklandschaft anschaut und bemerkt, wieviele dieser familiengeführten Unternehmen in den letzten Jahren von Konzernen und Investoren geschluckt wurden, kann einem schnell schwindelig werden. Dies führt nicht nur zu einer großen Gefahr der Monopolisierung, sondern leider auch dazu, daß der "Geist" der Erbauer und kreativen Köpfe im neu entdeckten Freizeit-Monopoly immer mehr verschwindet und wie im Fall des Panorama-Park sogar zum Exitus führen kann.

Zusatz vom 10.01.2008: Inzwischen wurde bekannt, daß der neue Betreiber den Panorama-Park als Wild- und Erlebnispark weiterführen wird. Der Großteil der bisherigen Attraktionen wird abgebaut und in anderen Parks der Grevin-Kette wieder aufgebaut.

Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

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