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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
25.08.2011 | Freizeitparks | Kolumnen

Kampf um den Colabecher


In vielen Freizeitparks gehören Begegnungen mit Tieren zum erfolgreichen Konzept – sei es nun ein süßer Streichelzoo wie in Klotten, Vogelvolieren wie in Geiselwind oder Ponyreiten im Fort Fun. Ja, für gewöhnlich jauchzen die Kinder vor Glück und strahlen mit den Eltern um die Wette, wenn es neben Achterbahn und Karussell auch tierische Bewohner gibt. Doch was ist all das schon gegen das muntere Quieken und die wilden Freudentänze, die fast jeden Besucher beim Anblick einer Vespula vulgaris ergreifen. Obwohl der Name etwas anderes vermuten lässt, handelt es sich hierbei keineswegs um etwas Ordinäres, sondern schlicht und einfach um die sogenannte "gemeine Wespe".

Diese possierlichen Tierchen haben mit den menschlichen Besuchern eines Freizeitparks etwas gemeinsam: Sie lieben Blubberlutsch-Getränke, Eis und überhaupt Süßkram jeglicher Art. Dies kann zu recht unangenehmen Begegnungen führen, wenn Sie irgendwo eine kleine Rast einlegen, um sich mit dem Zuckerzeugs zu stärken, denn flugs werden die Colabecher gemeinerweise sofort von der schwarz-gelben Koalition annektiert. Das sorgt natürlich erstmal für betrübte Stimmung am Tisch – was würden Sie wohl machen, wenn einfach jemand in einer Bar ihr Glas Whiskey nimmt und laut summend daran nippt. Genau, sofort eins auf die Zwölf. Und genau dies versuchen viele Besucher auch mit den ungebetenen Gästen, die sich in der Regel wenig beeindruckt davon zeigen. Da wird verscheucht und geschlagen, als gelte es, das gerade entdeckte Inkareich gegen die spanischen Eroberer zu beschützen. Was dabei dummerweise oft vergessen wird: Wespen haben einen Stachel. Einen langen Stachel. Einen Stachel, mit dem sie ein schmerzhaftes Gift in den menschlichen Körper transportieren können. Schon so mancher Verteidiger des heiligen Cola-Gral landete nach dem Gegenangriff der Tiere dank eines Allergieschubs auf der Notfallstation – schon aus der Bibel sollte bekannt sein, dass Goliath den David besser nicht unterschätzen sollte. Und wer sich dieser Tage todesmutig einem der oft anzutreffenden Slush-Selbstbedienungsstände nähert, sollte immer daran denken, dass diese im Moment eher einem riesigen Wespen-Hauptquartier ähneln, einem insektoiden Schlaraffenland, in dem sich die Tiere das süße Getränk gleich aus dem Zapfhahn in den Mund laufen lassen können. Und ganz ehrlich: Würden Sie sich widerstandlos von einem Ort vertreiben lassen, wo einem die gebratenen Hähnchen in die weit geöffnete Schnüss fliegen? Na also!

Da die Besucher also den gemeinen Angriffen der Wespen schutzlos ausgesetzt sind, liegt es nun an den Freizeitparks, die potentiellen Attacken in den Griff zu bekommen. Ob es da hilfreich ist, wenn in einigen Destinationen statt fester Mülltonnen, die mit Klappdeckeln gesichert sind, simple geflochtene Körbe aufgestellt werden, aus denen der Duft von Pommes, Eis, Schokolade und Süßgetränken schon aus einem Kilometer Entfernung zu riechen ist? Man darf es bezweifeln. Auch die oft herumstehenden Essensreste auf den Tischen, die weder von den Mitarbeitern noch von den Besuchern zeitnah beseitigt werden, entpuppen sich eher als kontraproduktiv. Nach dem äußerst milden Frühling war eigentlich sonnenklar, dass wir es in diesem Jahr mit einem erhöhten Wespenaufkommen zu tun bekommen werden. Umso ärgerlicher scheint es, als ob dieses sommerliche Problem von einigen Parks hartnäckig ignoriert wird. Die Anzahl der offenen Müllkörbe und nicht leer geräumten Tische sowie das Fehlen von professionell aufgestellten Wespenfallen lässt in Kombination mit Getränkebechern ohne einen Schutzdeckel zumindest diesen Schluss zu. Vielleicht soll dies ja auch einfach eine parkinterne Schulungsmethode für die Sanitäter sein, die in den Erste-Hilfe-Stationen wegen der gemeinen Wespen einiges zu tun haben dürften.

Natürlich kann ein Freizeitpark ein Wespenproblem, das in ganz Deutschland allgegenwärtig ist, nicht lösen. Allerdings muss man sich doch fragen, ob die Anzahl der stechenden Flieger, die dank ihres fehlenden Widerhakens im Stachel noch nicht einmal zur Kamikaze-Gattung gezählt werden dürfen, nicht durch eine verbesserte Organisation in der Abfallentsorgung und durch die Hilfe von Schädlingsbekämpfungsunternehmen gesenkt werden könnte. Letztendlich sollte es ja darum gehen, dem Gast einen möglichst schönen Tag zu ermöglichen, und da gehört ein brennender und juckender roter Fleck an einem beliebigen Körperteil nach meinem persönlichen Empfinden nicht unbedingt dazu...

Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

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