Donnerstag, den 30.06.2016 | Dieser Beitrag ist in den Rubriken Magazin und Freizeitparks zu finden.
Phantasialand: Klugheim ist eröffnet!
Willkommen in Klugheim!
Wo früher eine in die Jahre gekommene kleine Westernstadt mit einem ebenfalls nicht mehr gerade als State-of-the-Art zu bezeichnender Darkride als Relikt der Anfangsjahre nur noch nostalgischen Wert hatte, wurde nun ein weitläufiges mittelalterliches Areal erschaffen, das gleich zwei Achterbahnen beheimatet und einmal mehr das neue, moderne Phantasialand kennzeichnet, das auf international herausstechende Qualitätsmerkmale und nicht aus traditionellen Gründen auf Stagnation setzt.
Wir hatten die Gelegenheit, uns Klugheim gestern abend bei schönstem Wetter anlässlich des Pre-Opening für geladene Gäste ganz genau anzuschauen und möchten Euch gerne unsere Eindrücke vermitteln, die wir nach dem ersten Schritt in die neue Themenwelt hatten. Diese sind zugegebenermaßen diesmal recht lang ausgefallen, aber wir denken, dass die auch internationale Bedeutung dieser Neuheit den Umfang des Artikels durchaus rechtfertigt.


Klugheim
"Klugheim" ist der Name der Stadt, eingebettet in einem Tal und umgeben von gewaltigen Basaltstein-Formationen, die als gleichermaßen beschützendes wie mystisch bedrohliches Szenario eine atmosphärisch dichte Kulisse schaffen. Natürlich konnte man im Phantasialand aufgrund des bekanntlich begrenzten Platzangebots keinen weitläufigen Ort errichten, aber durch den geschickten Einsatz von Häuserelementen wurde dennoch eine optische Tiefenwirkung geschaffen, durch die die Illusion der mittelalterlichen Stadt perfekt funktioniert. Hilfreich dabei war zweifellos auch die Tatsache, dass Klugheim auf mehreren Höhenebenen realisiert wurde – der Blick von oben in die tiefen Schluchten beeindruckt gleichermaßen wie die Sicht von unten auf die gewaltigen Basaltfelsen. Vor allem aber erlaubt die konzeptionelle Struktur kaum Blicke in die anderen Themenbereiche des Parks – Klugheim ist eine in sich völlig abgeschlossene Welt ohne störende Einflüsse von außerhalb.Blick auf Klugheim
Impressionen der Eröffnung von Klugheim im Phantasialand


Auch wenn man die beiden Achterbahnen nicht fahren möchte, ist der Spaziergang durch Klugheim mit seinen Gesteinsformationen, schwarzen Gräsern, einladend wirkenden Häusern, Brücken und verschlungenen Wegen ein Erlebnis für sich. Der Marktplatz in der Mitte der Stadt bietet die passende gastronomische Vielfalt, die man von einem derartigen Ort auch erwarten würde: Schmalzbrot und Flammkuchen statt Pommes Frites und Currywurst sind hier angesagt. Ein neues Service-Restaurant in Form einer urigen Taverne kredenzt Eierknöpfli, Schweinehaxe oder Kaiserschmarrn – Hausmannskost in Perfektion lautet hier das Credo. Und die Thematisierungsfreude macht selbst bei den sanitären Anlagen nicht Halt: In Klugheim gibt es keine Toiletten mit Keramikkacheln, die den Gast aus der Illusion reißen würde, sondern eine dem Thema angepasste Gestaltung.
Taron
Der Hauptanziehungspunkt der neuen Themenwelt ist natürlich die neue Achterbahn "Taron", ein Multi-Launch-Coaster aus dem Hause Intamin. Dass die Anlage gleich mehrere Weltrekorde für sich in Anspruch nimmt, ist zwar eine nette Begleitinformation, aber auch ohne diese Superlative ist die Bahn einfach überragend. Alleine der Anblick des undurchsichtigen Schienenknäuels, das Klugheim in weiten Teilen dominiert, übt eine derartige Faszination auf den Besucher aus, dass dies mit Worten kaum zu erklären ist. Zwar gibt es inzwischen auch einige Onride-Videos der Fahrt, allerdings können diese die unglaubliche Kraft und Geschwindigkeit, mit der die Züge von "Taron" über die Strecke donnern, nicht einmal ansatzweise wiedergeben.Taron in voller Fahrt
Wo andere Launch Coaster oft etwas antiklimatisch daherkommen mit einem starken Abschuss und einem eher langweiligen Finale, ist das Timing bei "Taron" schlicht und ergreifend perfekt berechnet – die Geschwindigkeit nach dem zweiten Launch wird fast bis zum Ende durchgehend gehalten und trotz enger Kurvenradien fährt sich "Taron" ungemein flüssig, ohne auch nur eine Sekunde lang ruppig zu werden.
In einer Zeit, in der leider immer mehr Achterbahnen gebaut werden, die erstens viel zu kurz sind und zweitens die eigentliche Fahrt zugunsten sich schnell abnutzender Gimmicks vernachlässigen, sticht "Taron" mehr als positiv heraus. Der Multi-Launch-Coaster hat eine erstaunlich lange Strecke, eine ansprechende Fahrdauer und vor allem einen Fokus auf das, worauf es letztlich ankommt: Fahrspaß. Will man "Taron" nur als reine Achterbahn bewerten, reiht sie sich ohne Zweifel in die Liste der besten Anlagen Europas ein und hat bei der Eröffnung unter den Fans bereits den bisherigen Multi-Launch-König "Helix" im schwedischen Liseberg vom Thron geworfen. Berücksichtigt man bei einer Einordnung der Achterbahn jedoch auch das vom Phantasialand errichtete Setting, in das "Taron" integriert wurde, wird es schwer sein, eine weltweit vergleichbare Anlage zu finden, die eine gleichermaßen so hohe Qualität der Bahn selbst und der Thematisierung bietet. Natürlich hat jeder Besucher bestimmte Prioritäten, und Achterbahntypen sind auch nur sehr bedingt vergleichbar, aber wie schon bei "Chiapas" muss man ganz klar auch bei "Taron" das Attribut "Weltklasse" vergeben.
Raik
Raik
Auch hier wurde ein ausgesprochen bequemer Zug eingesetzt, wobei größere Personen mit langen Beinen etwas Probleme beim Einstieg haben könnten. Die Fahrt selbst ist butterweich ohne irgendwelche Schläge und bietet gerade für kleinere Kinder, die "Taron" noch nicht nutzen dürfen oder wollen, eine ideale Gelegenheit, trotzdem die Basaltformationen zu erkunden. Dass sowohl die Station als auch die Züge selbst sich dem hohen Qualitätsniveau der Thematisierung von Klugheim und "Taron" anpassen, soll nicht unerwähnt bleiben.
Fazit
Zwei lange Jahre hat das Phantasialand uns nun auf die Folter gespannt. Die Erwartungshaltung war von den ersten Entwurfsgrafiken über die Errichtung der Basaltfelsen und der Achterbahnen bis hin zu den letzten Wochen, wo der Bereich nicht mehr einsehbar war, immens hoch. Fans haben monatelang spekuliert, es wurden virtuelle Onrides entworfen und jede kleinste neue Information sorgte für weitere Spekulationen. Seit gestern nun sind alle Geheimnisse gelüftet, alle Phantasien wurden erlebbar. Und man muss ganz klar sagen: Das Phantasialand hat mit Klugheim nicht nur alle Erwartungen erfüllt, sondern sie übertroffen. Um es ganz deutlich zu sagen: Einen derart detailverliebten Themenbereich mit einer derartig großartigen Achterbahn wie "Taron" findet man nirgendwo sonst in Deutschland, in Europa und vielleicht sogar auf der ganzen Welt. Das, was das Phantasialand seinen Gästen ab sofort bietet, ist ein gleichermaßen visionäres wie beeindruckendes Erlebnis, das einmal mehr das kreative Qualitätsbewusstsein des Parks verdeutlicht.Taron (Onride)
© parkscout/MV, Fotos: Alex Mura